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Constantin Schreiber/Alexander Stevens: Angeklagt- Schuldig oder nicht?

Hoffmann und Campe

„Angelockt“ durch das gelbe Banner wo „Spektakuläre Fälle zum Mitermitteln“ angekündigt werden, war ich auf den Lesestoff gespannt.
Tagesschausprecher Constantin Schreiber ist sicherlich nicht nur mir bestens bekannt. Dass er auch Bestseller-Autor und Jurist ist, erfährt man in der Kurzvorstellung im Buch.
Dr. Alexander Stevens war mir bisher unbekannt. Wie zu lesen ist, zählt er zu den bekanntesten Strafverteidigern Deutschlands und ist sicherlich vielen Hörern von Bayern 3 durch seinen True-Crime-Podcast ein Begriff.
Angeklagt – Schuldig oder nicht?, beginnt mit einem gegenseitigen Interview der beiden Autoren, wo sie über ihr Kennenlernen und die Entstehung dieses Buches berichten.
Als Leser bekommt man hier sieben reale Kriminalfälle präsentiert, die unterschiedlicher nicht sein könnten:
Schon Fall Nr. 1 hat es in sich und lässt einem die Nackenhaare hochstehen!
Dieser Kriminalfall hat sich 2020 in Bayern ereignet: Die Tochter von Familie P. kann ihre Mutter einige Zeit telefonisch nicht erreichen, weswegen sie sich gemeinsam mit ihrem Ehemann auf den Weg macht, um nach dem Rechten zu sehen. Nachdem man die Haustür – die nur mit einem Sicherheitscode entsperrt werden kann – geöffnet hat, trauen die Angehörigen sich nicht weiter, denn der Boden ist mit Blut übersät. Den herbeigerufenen Polizeibeamten bietet sich ein grauenhaftes Bild, denn die drei Bewohner des Hauses sind tot und liegen blutüberströmt an verschiedenen Stellen des Hauses, in dem überall Chaos herrscht. Wer für dieses Grauen verantwortlich ist, scheint schnell klar zu sein, doch warum haben die Autoren für diesen Fall die Überschrift „Starnberg – ein Mörder? Zwei Mörder oder keiner?“ gewählt?
Nun, ich verrate es hier nicht!
Mich hat dieses Verbrechen aber auch zum Nachdenken gebracht, denn bei genauer Betrachtung des gesamten Kriminalfalls tun sich hier Abgründe auf und nach der Urteilsverkündung bleiben für mich auch noch Fragen offen…
Auf die weiteren sechs Fälle möchte ich im Einzelnen nicht eingehen. Wer sich für reale Kriminalfälle interessiert, findet hier sicherlich interessanten Lesestoff. Von Spannung möchte ich nicht sprechen, denn ich finde es unpassend, reale Verbrechen in diese Rubrik einzuordnen. Beim Lesen dieser perfiden und auch sehr grausamen Kriminalfälle standen mir zeitweise die Nackenhaare hoch, denn das Gelesene muss man erst einmal verdauen und sich vor Augen führen, was für schreckliche Dinge doch Menschen anderen Menschen antun.
Alles in allem finde ich die hier aufgezeigten Falldarstellungen interessant und lesenswert. Wenn der Text dann aber in den Bereich der recht komplizierten Gesetzgebung nebst Fachausdrücken und dem Sprachgebrauch vor Gericht schwenkt, konnte ich als Laie diesem Teil nur schwer folgen.
Der Aufforderung des „Mitermittelns“ nachzukommen war schwierig, denn die Autoren machen keinen „Brake“ nach der Schilderung des jeweiligen Verbrechens, sondern es geht eigentlich nahtlos von der Verhaftung zum Prozess und zur Urteilsverkündung, die dann noch juristisch durchleuchtet wird.
Ich vergebe drei von fünf möglichen Punkten, da der juristische Text schwierig zu lesen/bzw. zu verstehen ist und ich bei der Aufforderung zum Mitermitteln, etwas anderes erwartet hatte.
Fazit: Eher für interessierte Leser von realen und juristisch durchleuchteten Kriminalfällen, denn das „Mitermitteln“ kommt hier leider zu kurz

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