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Pascal Engman/Johannes Selåker: Sommersonnenwende 

UllsteinVerlag     NetGalley

Mit „Sommersonnenwende“ beginnt die neue schwedische Krimi-Reihe um Kriminalkommissar Tomas Wolf und die Journalistin Vera Berg.
Anfangs lernt man die beiden Hauptakteure in ihrem privaten Umfeld kennen. Schnell wird klar, es sind keine einfachen Charaktere und beide schleppen eine ganze Menge Probleme mit sich herum:
Tomas war zuvor als UN-Soldat im Auslandseinsatz und er kämpft immer noch mit den grauenvollen Kriegserlebnissen. Außerdem zerrt seine einstige rechtsradikale „Verwirrung“ immer noch an seinen Nerven. Er distanziert sich zwar voll und ganz davon, wird aber durch seine beiden Brüder, die sich aktiv in diesem Umfeld bewegen, immer wieder aufs Neue damit konfrontiert.
Vera packt ihre Sachen, da sie ihre neue Stelle bei einer Zeitung in Stockholm anzutreten will. Gleichzeitig sieht sie es als Chance, sich aus der ungesunden Beziehung zu Jonny zu lösen, der immer wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt ist. Aber so einfach ist das nicht, denn Jonny taucht mal wieder nicht auf, hat aber seinen sechsjährigen Sohn Sigge in ihrer Obhut gelassen. Niemand weiß, wo er sich aufhält und so entführt sie „Sigge“ kurzerhand und tritt ihre neue Stelle an, was bald zu neuen Problemen führt…
Die Schwierigkeiten, mit denen die Hauptfiguren zu kämpfen haben, lassen beide wie auf einem Drahtseil balancieren, um nicht selbst ins kriminelle Milieu abzudriften. Daraus resultieren viele Nebenschauplätze, die zusammen mit der aufwendigen Suche nach einem Vergewaltiger und Mörder die Handlung bestimmen.
Den durchtriebenen Mörder aufzuspüren, gestaltet sich schwierig, denn es gibt einige Verdächtige, nur fehlen den Ermittlern hieb- und stichfeste Beweise.
Im Verlauf kreuzen sich die beruflichen Wege von Tomas Wolf und Vera Berg, denn beide verfolgen das gleiche Ziel, sie wollen den Mörder identifizieren und dingfest machen….
Das seitenstarke Buch liest sich gut und man kann trotz vieler unterschiedlicher Szenerien alles richtig einordnen. Allerdings konnte keiner der Hauptakteure bei mir Sympathiepunkte sammeln.
Mal abgesehen davon, dass ich das recht chaotische Privat- und Berufsleben von Vera Berg nicht ganz nachvollziehen konnte, habe ich mich gefragt, ob nicht auch in Schweden für sechsjährige Kinder Schulpflicht besteht, was hier nie Thema war!
Auch den problembeladenen Tomas Wolf mit seinen merkwürdigen „Aussetzern“ und seiner immer wieder thematisierten unterdrückten Gewaltbereitschaft kann ich mir nicht als dienstfähigen Kriminalkommissar vorstellen. Bestimmt gibt es in Schweden auch Vorschriften, dass Soldaten, die in einem Kriegsgebiet im Einsatz waren, nach ihrer Rückkehr auf ihre Alltagstauglichkeit, psychische Gesundheit und ganz besonders auf die Dienstfähigkeit als Kriminalpolizist untersucht werden!?
Ich möchte damit nicht sagen, dass mir die Gesamthandlung nicht gefallen hat, es werden für meinen Geschmack aber zu viele Themen aufgegriffen, die „verarbeitet“ werden müssen. Durch die erwähnten Nebenschauplätze verliert sich die Suche nach dem Mörder dann etwas im „Gewühl“, was schade ist, denn durch den Schluss-Akkord bedingt, würde ich schon gern auch noch die geplante Fortsetzung lesen.
Insgesamt vergebe ich drei (mit der Tendenz nach oben) von fünf möglichen Punkten. Da auf jeden Fall Potenzial vorhanden ist, möchte ich noch abwarten, wie sich die Fortsetzung gestaltet.
Fazit: Eher durchschnittlicher Auftakt der neuen Krimi-Reihe, da aber durchaus Potenzial vorhanden ist, sollte die Fortsetzung abgewartet werden.
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