Goldmann
Ich muss gestehen, ich kenne bisher die Geschichten um Inspector Lynley und seiner Mitarbeiterin/Kollegin DS Barbara Havers nur als Verfilmung aus dem Fernsehen. Obwohl das schon einige Jahre her ist (ich glaube Ende der 1990ziger Jahre) ist mir diese britische Krimi-Reihe mit Nathaniel Parker als Lynley und Sharon Small als Havers in guter Erinnerung geblieben.
Gelesen hatte ich tatsächlich bisher keines der Bücher von Elisabeth George, was sich nun durch ihr mehr als 700 Seiten umfassendes neues Werk „Wer Zwietracht sät“ geändert hat.
Gleich einmal vorweg, dieser seitenstarke Roman liest sich gut, der Erzählstil der Autorin ist sehr angenehm, die Situationen werden bildhaft beschrieben und die sich öfters ändernden Örtlichkeiten werden immer in den Kapitelüberschriften genannt, sodass es mir keine Mühe machte, in die Handlung einzutauchen. Durch die Erinnerung an die schauspielerisch wunderbar besetzten Verfilmungen, ging bei mir recht schnell das Kopfkino an und die Figuren wurden lebendig. Was mir sehr gut gefallen hat, nur bei der Vielzahl an Mitwirkenden muss man etwas aufpassen.
Die Handlung spielt u.a. in Cornwall, wo in dem kleinen Ort Trevallas, Michael Lobb, der Eigentümer eines alteingesessenen Unternehmens in seiner Werkstatt ermordet aufgefunden wird.
Die Aufklärung dieses Mordfalls ist der rote Faden, der sich langsam durch das gesamte Buch schlängelt und aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird.
Besonders gelungen finde ich, dass Michael Lopp hier selbst eine „Stimme“ hat, sodass man einen guten Einblick in die Vorgeschichte bekommt.
Wer hat Michael Lopp so brutal ermordet?
Die sehr viel jüngere 2. Ehefrau, Kayla, gerät schnell in den Fokus der Ermittler, denn Michael Lopp war kein armer Mann.
Seit einiger Zeit rumort es in dem idyllischen Ort, denn ein großes lukratives Bauvorhaben ist in aller Munde, aber nicht alle Grundbesitzer – einschließlich Michael – sind an einem Verkauf interessiert. Aber es gibt Familienmitglieder und Miteigentümer von Michaels Unternehmen, die da anderer Meinung sind, könnte dies ein Grund für Michaels Ableben sein?
So ganz sympathisch waren mir die Personen rund um den Fall Michael Lopp alle nicht und ob die Wahrheit bei ihnen oberste Priorität hat, lasse ich mal dahingestellt.
Dann rückt eine Person in den Fokus, die eine schwerwiegende Aussage macht und inhaftiert wird, weswegen dann erst Havers und dann auch Lynley einen Blick auf diesen Mordfall wirft, was aber eher private Gründe hat und auch erst recht spät in der Gesamthandlung passiert.
Die Auflösung des Mordfalls macht einen nachdenklich, Manipulation, Machtmissbrauch, Gier und menschliche Abgründe werden hier sichtbar, aber so richtig „rund“ fand ich den Abschluss nicht, was etwas schade ist.
Auch wenn die beiden Hauptfiguren nicht im gewohnten Stil ermitteln und man hier nicht auf nervenaufreibende Spannung trifft, hat mir das Buch gut gefallen. Es hat mir großen Spaß gemacht mal wieder Havers und Lynley zu begegnen und ihnen beim Agieren über die Schulter zu schauen, was meist in humorvollen Szenen verankert ist, aber auch beide haben private Probleme, die sie angehen und meistern müssen.
Insgesamt vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten, da es für mich etwas mehr Spannung hätte sein dürfen und ich den Ausgang des Mordfalls nicht ganz so gelungen fand. Aber alles in allem, ein Muss für die Fans dieser Krimi-Reihe!
Fazit: Eher leise erzählter Kriminalfall, aber ein Muss für alle Fans der Reihe!
Fischer Verlage
Ein neuer Fall für DI Ben Kitto
Handlungsmäßig geht es auf die zu Cornwall gehörenden Scilly-Inseln, einer recht großen Inselgruppe, die vor der Südwestküste Englands im Atlantik liegt. Die Autorin kennt diese Inseln sehr gut, da sie seit ihrer Kindheit dort die Sommer verbringt.
Die Hauptfigur in dieser Krimi-Reihe – DI Ben Kitto – ist auf der Insel Bryher aufgewachsen, die er dann für seine Tätigkeit als Undercover-Ermittler verließ und in London lebte.
Nun ist er seit geraumer Zeit zurück auf den Inseln, die er wie seine Westentasche kennt, was ihn bei seiner jetzigen Tätigkeit als Ermittler der zuständigen Polizeidienststelle zu Gute kommt.
Die raue, windumwobene wunderschöne Landschaft der Inseln bildet die Kulisse der spannenden Gesamthandlung:
Es ist Mitte Dezember, sehr windig und Nebelschwaden hemmen die Sicht als sich die elfjährigen Zwillinge Jade und Ethan Minear mitten in der Nacht heimlich aus ihrem Zimmer schleichen um sich draußen mit jemandem zu treffen. Sie laufen hintereinander durch eines der angrenzenden Narzissenfelder, das zur großen Blumenfarm ihrer Eltern auf St. Martin’s gehört. Durch den immer dichter werdenden Nebel verliert Ethan seine Schwester kurze Zeit später aus den Augen. Dann hört er ihrem Hilfeschrei, suchend schaut er sich um, kann sie aber nicht entdecken, dann packt ihn jemand fest an die Schulter und hindert ihn am weiterlaufen…
Ethan kann sich zwar losreißen und findet nach Hause zurück, ist aber nach diesem Ereignis so verstört, weil er Jade nicht helfen konnte, dass er kein Wort mehr spricht. Von seiner Schwester fehlt seitdem jede Spur….
Ben Kitto und seine zwei Mitarbeiter übernehmen die Ermittlungen. Die Suche nach Jade bestimmt die Handlung. Nicht nur die schlechten Witterungsverhältnisse oder Ethan „Sprachlosigkeit“ erschweren dieses Unterfangen, sondern auch das eher unkooperative Verhalten des Elternpaars Scott und Gemma Minear wirft viele Fragen auf…
Während alle Inselbewohner befragt werden, wird immer deutlicher, dass die wohlhabende Familie Minear zwar ein ganz wichtiger Arbeitgeber auf der Insel ist, Scott sich aber mit seiner herrischen und fordernden Art nicht nur Freunde gemacht hat. Das Unternehmen steht für ihn an erster Stelle, weswegen es auch innerhalb der Familie viel Konfliktpotential gibt…
Von Anfang an herrscht eine unheilvolle, nichts Gutes erahnende Atmosphäre über dem Geschehen und als Leser bangt man um das Leben des Kindes. Da es im Verlauf nicht nur um die Suche nach Jade geht, sondern noch mehr kriminelle Energie zu Tage tritt, ein Mord geschieht und offenbar „das Böse“ Katz und Maus mit den Ermittlern spielt, bleibt es bis zum Schluss spannend und Verdächtige gibt es zu Hauff…
Ich habe „Leise steigt die Flut“, den mittlerweile 5. Fall für Ben Kitto wieder gern gelesen – wie auch seinen vorherigen Einsatz in „Tiefrot tanzen die Schatten“ – und mich gut und spannend unterhalten gefühlt.
Besonders gut ist es der Autorin gelungen, die Person zu „tarnen“, die sich hinter der Maske des Bösen verbirgt, die Überraschung ist ihr wirklich gelungen!
So unterhaltsam, spannend und unvorhersehbar darf es gern weitergehen!
Fazit: Die schöne Landschaftskulisse trügt, hier tritt viel kriminelle Energie zu Tage, die für spannende Unterhaltung sorgt! Gern weiter so!