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Yrsa Sigurdardóttir: Rauch

btb

Sehr lange bin ich schon ein großer Fan der isländischen Schriftstellerin, deren spannende Thriller ich bisher alle gelesen habe.
Nun ist ihr neues Buch mit dem Titel „Rauch“ erschienen. Man trifft auf zwei bekannte „Figuren“, nämlich die Gerichtsmedizinerin Iðunn und den Polizisten Týr -, die bereits zuvor in „Nacht“ einen Auftritt hatten und jetzt aktuell in der Handlung einen wichtigen Part übernehmen.
Die Gesamthandlung spielt in Island und setzt sich aus zwei Zeitebenen zusammen:
Eine fünfköpfige Freundesgruppe – die sich aus Studienzeiten kennt, aber mittlerweile nur noch ab und zu durch die sozialen Medien in Kontakt steht – findet sich auf einer Fähre rüber auf die Westmännerinseln wieder zusammen. Es ist ein trauriger Grund, der sie anreisen lässt, denn Gugga, eine junge Frau aus ihrem Kreis ist verstorben. Kurz vor ihrem Tod hatte sie ihre Freunde gebeten, sie im Krankenhaus zu besuchen, was aber keiner der jetzt Anreisenden „geschafft“ hatte. Jetzt wollen sie gemeinsam auf der Beerdigung Abschied von Gugga nehmen.
Nach der Trauerfeier besichtigt die Gruppe das unbewohnte und bald zum Verkauf stehende Haus der Verstorbenen. Dabei machen sie eine gruselige Entdeckung, die sie in ihre gemeinsame Studienzeit zurückkatapultiert, wo es auf einer exzessiven Party mit Drogen und Alkohol zu einem Zwischenfall gekommen war, den sie alle nur zu gern vergessen hätten…
Ab hier wird es turbulent. Es geschehen unheimliche und nervenaufreibende Dinge. Die Autorin schickt die Mitwirkenden in Szenerien, wo es einem eiskalt den Rücken herunterläuft. Es gibt einige Tote und die anfangs noch auf Harmonie einstellten Fassaden des Freundeskreises bröckeln peu à peu, bis keiner mehr dem anderen über den Weg traut..
In der anderen Erzählebene – die zeitlich nur ein paar Tage versetzt ist – reisen die Gerichtsmedizinern Iðunn und der Polizist Týr nebst einem Ermittlerteam auf die Westmännerinseln, da man am Strand in einem lodernden Feuer menschliche Überreste entdeckt hat. Außerdem wird eine weitere Leiche ganz in der Nähe gefunden….
Aus diesen Zutaten hat die Autorin einen wendungsreichen, mit reichlich Nervenkitzel angereicherten, spannenden Thriller geschrieben. Die geschickt zeitversetzten Informationen setzen sich Stück für Stück zu einem Gesamtbild zusammen, was mir gut gefallen hat. Ich mag ihren Erzählstil und war bereits nach ein paar Seiten in der Handlung „gefangen“ und konnte kaum das Buch kaum aus den Händen legen.
Von Beginn an liegt eine düstere, unheilvolle Atmosphäre über dem Geschehen und lässt nichts Gutes ahnen. Bald liegt die Vermutung nahe, dass jemand aus dem Freundeskreis nicht mit offenen Karten spielt, doch mir ist es nicht gelungen, diesen jemand zu entlarven! Was ich immer als positiv bewerte.
Die etwas schwierige Persönlichkeitsstruktur von Iðunn und ihre komplizierten familiären Beziehungen sind ein kleiner Nebenstrang der Gesamthandlung, was aber keinesfalls vom roten Faden ablenkt, sondern eher als feine humorvolle Note in diesem eiskalten Thriller zu sehen ist.
Alles in allem vergebe ich für diesen spannenden, wendungsreichen und nervenaufreibenden Thriller mit Gänsehautgarantie die volle Punktzahl und hoffe, die Autorin hat noch viele Ideen für weitere eiskalte Thriller!
Fazit: So muss ein Thriller sein! Die eiskalte Landschaftskulisse ummantelt die mörderische Handlung, die nervenaufreibend und unvorhersehbar bis zum Schluss den Leser ans Geschehen fesselt! Toll! Gern mehr davon!
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Yrsa Sigurdardóttir: Nacht

btb Verlag

Ein Jahr ist es her, dass ich hier den nervenaufreibenden Thriller „Schnee“ von Yrsa Sigurdardóttir vorgestellt habe.
Auch ihr neuer Thriller „Nacht“ spielt in Island. Die Gesamthandlung setzt sich aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen bzw. Zeitebenen zusammen:
Es ist Winter und es liegt hoch Schnee.
Ein einsam gelegener Bauernhof, den ein reiches Ehepaar gekauft und um ein modernes Wohnhaus erweitert hat, lebt mit zwei Töchtern und einer Angestellten dort. Zwar gibt es auch Tiere, aber wie auf einem normalen Bauernhof geht es dort nicht zu. Aus einem ganz bestimmten Grund lebt die Familie seit einem Jahr ganz bewusst in dieser Abgeschiedenheit.
Ein Nachbar fährt zum Hof hinaus, da er sich Sorgen macht, denn seit geraumer Zeit hat er niemanden mehr von dort gesehen. Auf sein Klopfen wird nicht geöffnet. Als er durch ein Fenster schaut, sieht einen schwachen Lichtschein, aber es rührt sich drinnen nichts. Irgendetwas scheint ihm hier nicht in Ordnung zu sein und er betritt das Haus, wo er eine grauenvolle Entdeckung macht…
Der andere Teil der Handlung dreht sich um die schwierigen polizeilichen Ermittlungen.
Obwohl man als Leser recht schnell weiß, welche schreckliche Szenerie sich dem besorgten Nachbarn und der herbeigerufenen Polizei hier bietet, bleiben die Beweggründe dafür lange Zeit unklar.  Wer hier „das Böse“ verkörpert, dafür kommen einige Personen infrage, aber den Ermittlern fehlen hieb- und stichfeste Beweise…
Ich habe den aktuellen Thriller wieder gern gelesen. Ganz besonders bei den Schilderungen der unheimlichen und ängstigenden Situationen, die die Hofbewohner hier durchleben, stellen sich einem die Nackenhaare hoch. Über der Gesamthandlung schwebt von Anfang an eine unheimliche, düstere, beklemmende Atmosphäre, die man gut nachempfinden kann.
Die schönen Landschaftsbilder, die sich hier in den Szenen zeigen, können die „düsteren Wolken“ nicht vertreiben. Der Autorin ist es gut gelungen, die Mitwirkenden zu skizzieren, sodass man sie direkt vor Augen hat.
Allerdings fand ich diesmal die „Auflösung“, wer hinter dem Verbrechen steckt, nicht so gelungen und ich ahnte bald, wer es sein könnte und lag auch richtig.
Da dies Buch aber mit einem gewissen „open end“ aufhört, stellt sich mir die Frage, ob eventuell noch eine Fortsetzung geplant ist?!, die ich auf Fall wieder gern lesen würde.
Fazit: Vier von fünf möglichen Punkten, und meine Lese-Empfehlung für nervenstarke Thriller-Fans
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