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Arnaldur Indridason: Das dunkle Versteck

Lübbe       NetGalley

Bereits zum fünften Mal „ermittelt“ der pensionierte Kommissar Konrad in der isländischen Hauptstadt Reykjavik.
Im vorherigen Buch der Reihe mit dem Titel „Die Wand des Schweigens“ lernt man Eygló kennenlernt. Sie und Konrad sind gute Bekannte. Ihre Väter waren einst Partner bei sehr zwielichtigen Geschäften, wo sie u.a. leichtgläubigen Menschen bei spiritistischen Sitzungen viel Geld aus der Tasche zogen.
Eygló war früher auch einmal als Medium tätig, weswegen ihr okkulte oder übersinnliche Phänomene nicht fremd sind. Konrad hat mit diesem Metier nichts am Hut. Deswegen erzählt sie ihm auch anfangs nichts von den zwei traditionell gekleideten Frauen, die ihr nach jahrelanger Pause in letzter Zeit mehrfach „erschienen“ sind. Erstmals „gesehen“ hatte sie diese Frauen, als sie mit anderen an einer spiritistischen Sitzung teilnahm. Darunter befand sich auch eine trauernde Mutter, die sich ratsuchend an das Medium gewandt hatte, da sie sich Hilfe bei der Suche nach dem Leichnam ihres ermordeten Sohnes erhoffte….
Die Witwe Halla findet beim Aufräumen in der Garage eine Pistole, die sie noch nie gesehen hat. Sie kann sich auch nicht vorstellen, dass sie ihrem verstorbenen Mann gehörte. Unschlüssig, was sie mit der Waffe tun soll, bringt sie diese dann auf die Polizeiwache, ohne zu ahnen, was für einen „mordsmäßigen“ Fund sie gemacht hat.
Seit dem ersten Buch der Reihe, versucht Konrad den ungeklärten Mord an seinem Vater Seppi vielleicht doch noch aufzuklären. Er wird hellhörig, als er von dem Waffenfund hört. Einst hatte sein Vater auch so ein Fabrikat besessen. Er befasst sich näher mit dem Fund und zieht Erkundigungen ein, was allerdings nicht jedermann gefällt. Es kommt zu lebensbedrohlichen Situationen, in die nicht nur er gerät, sondern auch Menschen aus seinem näheren Umfeld.
Dies sind nur einige Handlungsstränge, aus denen sich „Das dunkle Versteck“ zusammensetzt.
Der Autor erzählt in geschickt sich zusammenfügenden Passagen, die spannende, aber auch nachdenklich machende Geschichte, die teils auch in die Vergangenheit führt.
Die Kriminalromane um Kommissar Konrad zeichnen sich dadurch aus, dass dieser eine ganz besondere Art hat, seinen Mitmenschen Informationen zu entlocken. Durch sein akribisches Nachfragen fördert er so manches Puzzleteilchen an Information zutage. Dies speichert er erst einmal in seinem Gedächtnis ab, denkt darüber nach, zieht Erkenntnisse daraus und löst so manch komplizierten Fall.
Allerdings bekommt die Figur des Kommissars ein paar Risse, da diesmal einige Charaktereigenschaften erkennbar werden, die für einen Polizisten eher grenzwertig sind und mich doch etwas erstaunt haben.
Wer wie ich auch gern einmal „ruhige“ Kriminalromane liest, ist hier bei dieser spannenden Reihe genau richtig. Die anschaulich geschilderten Szenerien, der Einblick ins „Übersinnliche“ und die eisige Landschaftskulisse bescheren einem ab und an eine Gänsehaut, sodass ich hier von wohldosiertem Nervenkitzel sprechen möchte.
Insgesamt vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten und bin gespannt, wie die Reihe weitergeht.
Fazit: Ruhig erzählter, aber nicht weniger spannender Krimi, der mit anschaulichen Szenerien Nervenkitzel heraufbeschwört!
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Ragnar Jónasson/Katrín Jakobsdóttir: Reykjavik

btb    NetGalley

Von dem isländischen Schriftsteller Ragnar Jónasson ist mir die spannende Thriller-Trilogie um Kommissarin „Hulda“ und auch die „Dark-Iceland-Reihe“, die mit „Schneeblind“ startet, bestens bekannt.
Katrín Jakobsdóttir ist seit 2017 Premierministerin Islands und mit Ragnar Jónasson seit langem befreundet. „Reykjavik“ ist ihr erster gemeinsamer Roman.
Ein alter „Cold-Case-Fall“ beschäftigt jedes Jahr aufs Neue die isländischen Medien:
Im Sommer 1956 verschwindet die 15-jährige Lara spurlos von der beschaulichen vor Reykjavik liegenden Insel Viðey, wo sie in den Sommerferien als Haushaltshilfe tätig war. Jeder Winkel der Insel wird nach ihr abgesucht, aber es gibt auch nach 30 Jahren keinen Hinweis, wo Lara ist oder was mit ihr geschah.
Und hier kommt 1986 Valur, ein junger, engagierter Journalist ins Spiel, der sich akribisch mit dem Verschwinden von Lara befasst und darüber in einer Lokalzeitung schreibt und mit seiner Sicht der Dinge offenbar jemanden „in Unruhe“ versetzt…
Das Buch liest sich gut. Die Handlung besteht aus zwei Teilen, einzelne Kapitel sind jeweils mit Ort und Datum versehen, sodass das Einordnen keine Schwierigkeiten bereitet.
Die Suche und die jährliche Aufarbeitung in den isländischen Medien, was mit Lara geschehen ist, entwickelt sich langsam, aber spannend, dabei schwebt über der Handlung des ersten Teils eine unheilvolle Atmosphäre.
Alle mitwirkenden Personen und auch die jeweilige zeitgeschichtliche Kulisse sind gut dargestellt, sodass man sich im Geschehen problemlos zurechtfindet.
Im zweiten Teil ändert sich die Erzählperspektive. Leider ebbt dann die Spannung langsam ab, da die Story für mich vorhersehbar wird. Auch manche Szenen empfand ich als unrealistisch, was sich ganz besonders bei der erneuten Suche auf Viðey und dem weiteren Verlauf widerspiegelt, denn ab da verläuft mir alles einfach „zu glatt“. Die gut verborgene Auflösung der Geschichte vermag dies dann auch nicht mehr aufzufangen.
Fazit: Schade, die anfängliche Spannung ebbt ab und die Handlung „wackelt“ an manchen Stellen, daher insgesamt 3 von 5 möglichen Punkten.
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Satu Ramö: Hildur – Die Spur im Fjord

Heyne
Die Autorin stammt aus Finnland, zog für ein Auslandssemester nach Island, um dort Literatur und isländische Kultur zu studieren. Doch wie das Leben so spielt, lebt sie nun bereits seit 20 Jahren mit ihrer Familie im Nordwesten Islands in der Kleinstadt Ísafjörður, wo auch die Handlung ihres ersten Kriminalromans „Hildur – Die Spur im Fjord“ spielt.
Die Titelfigur Hildur Rúnarsdóttir ist seit einigen Jahren wieder zurück in ihrer alten Heimat und leitet in Ísafjörður als Kriminalbeamtin die Abteilung für vermisste Kinder. Privat hat sie so einige Päckchen zu tragen, weswegen sie zum Ausgleich in jeder freien Minute surft, joggt oder anderen Sport betreibt. Aber manchmal bekommt sie trotzdem den Kopf nicht frei, denn vor 25 Jahren verschwanden ihre zwei jüngeren Schwestern spurlos. Eigentlich sucht sie noch immer nach einer Spur oder einem Hinweis, um die Frage zu klären, was damals geschah.
2019 ist die Kriminalitätsrate in der Kleinstadt nicht besonders hoch und es sind eher kleinere Delikte an der Tagesordnung.
Doch im November 2019 ist diese Beschaulichkeit zu Ende, denn eine gewaltige Lawine begräbt mehrere Sommerhäuser unter sich. Eigentlich wohnt im Winter dort niemand, doch bei den Aufräumarbeiten wird dann in einem der verschütteten Häuser ein Toter entdeckt, der aber nicht durch die Naturgewalt gestorben ist, sondern brutal ermordet wurde..
Im Verlauf gibt es weitere Morde, die auf den ersten Blick nichts miteinander zu tun haben, doch Hildurs „Bauchgefühl“ vermutet einen Zusammenhang..
Das Buch liest sich gut. Die mitwirkenden Figuren und die Landschaftskulisse sind gut gezeichnet und nach geraumer Zeit hat man sie direkt vor Augen. Durch das „Vorstellen“ der Mitwirkenden, den Blick in deren Privatleben und die Sitten und Gebräuche des Landes kommt die Kriminalhandlung etwas langsam voran. Anfangs fehlt es mir noch etwas an Spannung, die sich dann zum Ende des Buches aber durchaus steigert. Das Erstlingswerk ist gut gelungen, aber das vorhandene Potenzial noch nicht richtig ausgeschöpft, weswegen ich hier vier von fünf möglichen Punkten vergebe. Da bereits zwei Nachfolge-Bücher mit Hildur angekündigt sind, bin ich gespannt, wie es weitergeht.
Fazit: Das Debüt der Reihe ist gelungen, aber das vorhandene Potenzial noch nicht ausgeschöpft, daher vier von fünf möglichen Punkten!
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Yrsa Sigurdardóttir: Nacht

btb Verlag

Ein Jahr ist es her, dass ich hier den nervenaufreibenden Thriller „Schnee“ von Yrsa Sigurdardóttir vorgestellt habe.
Auch ihr neuer Thriller „Nacht“ spielt in Island. Die Gesamthandlung setzt sich aus zwei unterschiedlichen Handlungssträngen bzw. Zeitebenen zusammen:
Es ist Winter und es liegt hoch Schnee.
Ein einsam gelegener Bauernhof, den ein reiches Ehepaar gekauft und um ein modernes Wohnhaus erweitert hat, lebt mit zwei Töchtern und einer Angestellten dort. Zwar gibt es auch Tiere, aber wie auf einem normalen Bauernhof geht es dort nicht zu. Aus einem ganz bestimmten Grund lebt die Familie seit einem Jahr ganz bewusst in dieser Abgeschiedenheit.
Ein Nachbar fährt zum Hof hinaus, da er sich Sorgen macht, denn seit geraumer Zeit hat er niemanden mehr von dort gesehen. Auf sein Klopfen wird nicht geöffnet. Als er durch ein Fenster schaut, sieht einen schwachen Lichtschein, aber es rührt sich drinnen nichts. Irgendetwas scheint ihm hier nicht in Ordnung zu sein und er betritt das Haus, wo er eine grauenvolle Entdeckung macht…
Der andere Teil der Handlung dreht sich um die schwierigen polizeilichen Ermittlungen.
Obwohl man als Leser recht schnell weiß, welche schreckliche Szenerie sich dem besorgten Nachbarn und der herbeigerufenen Polizei hier bietet, bleiben die Beweggründe dafür lange Zeit unklar.  Wer hier „das Böse“ verkörpert, dafür kommen einige Personen infrage, aber den Ermittlern fehlen hieb- und stichfeste Beweise…
Ich habe den aktuellen Thriller wieder gern gelesen. Ganz besonders bei den Schilderungen der unheimlichen und ängstigenden Situationen, die die Hofbewohner hier durchleben, stellen sich einem die Nackenhaare hoch. Über der Gesamthandlung schwebt von Anfang an eine unheimliche, düstere, beklemmende Atmosphäre, die man gut nachempfinden kann.
Die schönen Landschaftsbilder, die sich hier in den Szenen zeigen, können die „düsteren Wolken“ nicht vertreiben. Der Autorin ist es gut gelungen, die Mitwirkenden zu skizzieren, sodass man sie direkt vor Augen hat.
Allerdings fand ich diesmal die „Auflösung“, wer hinter dem Verbrechen steckt, nicht so gelungen und ich ahnte bald, wer es sein könnte und lag auch richtig.
Da dies Buch aber mit einem gewissen „open end“ aufhört, stellt sich mir die Frage, ob eventuell noch eine Fortsetzung geplant ist?!, die ich auf Fall wieder gern lesen würde.
Fazit: Vier von fünf möglichen Punkten, und meine Lese-Empfehlung für nervenstarke Thriller-Fans
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Ragnar Jónasson: Totenklippe

der Hörverlag

Nach „Blindes Eis“ ist nun auch das vierte Hörbuch „Totenklippe“ aus der Dark-Iceland-Reihe erschienen. Erneut hat der Schauspieler Steffen Groth die Lesung übernommen.
Zuletzt bahnten sich ja berufliche und ganz besonders private Veränderungen bei Ari, dem isländischen Polizisten an, der in dem beschaulichen Ort Siglufjörður lebt und arbeitet. Wie es damit weitergeht, ist Teil der aktuellen Handlung.
Es sind nur noch ein paar Tage bis Weihnachten als Ari einen Anruf von seinem  ehemaligen Chef und Kollegen Tómas bekommt. Dieser bittet Ari um Mithilfe bei den Ermittlungen in einem etwas merkwürdig anmutenden Todesfall:
Im Norden Islands hat man eine junge Frau tot unterhalb der dortigen Klippen aufgefunden. Es könnte sich durchaus um einen Unfall handeln, doch als Ari erfährt, dass man vor vielen Jahren an genau der Stelle auch die Leiche der Mutter und der jüngeren Schwester der Toten fand, wird er hellhörig und willigt ein, Tómas bei den Ermittlungen vor Ort zu unterstützen.
Es lebt nur noch eine kleine Gruppe Menschen an dem abgelegenen Ort und als sie zu dem Todesfall befragt werden, stellt sich schnell herausstellt, dass sie alle ihr „Päckchen“ und auch so manches gut verborgenes Geheimnis mit sich herumtragen….
Steffen Groth variiert bei der Lesung seine Stimme, so dass man die Mitwirkenden gut unterscheiden kann.
Zu Beginn schwebt eine etwas düstere, geheimnisvolle Atmosphäre über dem Geschehen, das der Autor wieder in seinem ruhigen Erzählstil und mit anschaulichen Szenerien aufgeschrieben hat. Der Leser bekommt Einblick in die isländischen Weihnachtstraditionen und Gebräuche, was gut zur Rahmenhandlung und zur Weiterentwicklung der Hauptfigur passt.
Um was es hier letztendlich thematisch geht, war mir recht schnell klar, mindert aber die Hörempfehlung dieses Buches keinesfalls, denn die tief verborgenen Geheimnisse der Menschen an diesem recht einsamen Ort, schwappen erst langsam an die Oberfläche, so dass menschliche Schicksale sichtbar werden, verdächtige Personen zu Tage treten und am Ende durch einen Twist, sich aber auch „das Böse“ zeigt, das einen die Nackenhaare hochstehen lässt!
Auch das vierte Hörbuch aus der Dark-Iceland-Reihe hat mir gut gefallen, es ist spannend und hörenswert, weswegen die Reihe gern fortgeführt werden darf!
Fazit: Obwohl erneut leise erzählt, fesselt die spannende Handlung bis zum Schluss!
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Ragnar Jónasson: Blindes Eis

der Hörverlag

Im Juni d.J. hatte ich hier Todesnacht“ aus der Dark-Iceland-Reihe des Autors vorgestellt.
Nun ist das dritte Buch daraus mit dem Titel „Blindes Eis“ erschienen, das ich mir in der Hörbuchfassung von dem Schauspieler Steffen Groth habe vorlesen lassen:
Die Handlung dieser Reihe ist in Island, genauer gesagt im sehr abgelegenen Örtchen Siglufjördur angesiedelt. Vor geraumer Zeit hatte auf dem dortigen Polizeirevier der junge engagierte Polizist Ari seinen Dienst angetreten. Er war mitten im Winter aus der Großstadt Reykjavik in den beschaulichen Ort gezogen, wo er anfangs mit den vorherrschenden Witterungsbedingungen wie Kälte, Eis und Schnee, langer Dunkelheit und der damit verbundenen Einsamkeit zu kämpfen hatte. Diese düstere Stimmung findet man auch in den Geschichten der Reihe wieder.
Hatte Ari zuletzt den Mord an einem Bauunternehmer aufzuklären, ist die Kriminalitätsrate in der Gegend aber doch eher niedrig und kleinere Delikte an der Tagesordnung, weswegen er auch Zeit findet, sich mit einem weit zurück liegenden Kriminalfall zu beschäftigen:
Ari bekommt einen Anruf von Hedinn, einem älteren Mann, der ihn bittet, den für ihn fragenaufwerfenden Tod seiner Tante noch einmal zu untersuchen, denn es ist ein Foto aufgetaucht, worauf eine ihm völlig fremde Person abgelichtet ist…
Die Recherchen führen Ari 60 Jahre in die Vergangenheit und in eine sehr abgelegene Gegend, die man nur zu Fuß über einen schwer zugänglichen Bergpass erreichen kann. Dorthin zogen Ende der 1950ziger Jahre zwei Ehepaare um in einem einfachen Bauernhaus zu leben. Hedinn wurde dort geboren und einige Monate später starb seine Tante an einer Vergiftung. Damals wurde der Fall als Unfall eingestuft, aber es gab auch andere Gerüchte…
Parallel zu Aris Recherchen gibt es einen Handlungsteil, wo man die Journalistin Irsun kennenlernt, die sich mit einem aktuellen Fall von Kindesentführung beschäftigt. Im Verlauf kommen noch weitere „Ermittlungen“ hinzu, wo Drogenkonsum, Fahrerflucht oder auch kriminelle Verwicklungen bis in hohe Regierungskreise für Schlagzeilen sorgen.
Irgendwann kreuzen sich Aris und Isruns Nachforschungen…
Die Gesamthandlung setzt sich aus vielen kleinen Puzzlesteinchen zusammen, die Ari und im Verlauf auch Isrun durch akribisches Befragen von Zeitzeugen und unermüdliches Recherchieren zu Tage fördern.
Die Auflösung des „Vergiftungsfalls“ hat mich zwar nicht sonderlich überrascht, hatte ich doch in dieser Richtung schon gedacht, aber nichtsdestotrotz mag ich diese leise erzählten und nicht minder spannenden Geschichten aus dem Hohen Norden bzw. der Dark-Iceland-Reihe.
Da sich die Hauptfigur Ari mittlerweile weiterentwickelt hat und bei ihn eventuell privat sowie beruflich Veränderungen anstehen, bin ich gespannt wie es weitergeht.
Fazit: Ruhig erzähltes, aber nicht minder spannendes 3. Buch der Dark-Iceland-Reihe!
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Arnaldur Indridason: Wand des Schweigens

Lübbe

Wenn ich so an meinem großen Bücherregal entlang schaue, finden sich dort tatsächlich sämtliche in Deutschland erschienen Thriller des isländischen Autors Arnaldur Indridason, dessen Schreib-/Erzählstil ich einfach liebe und daher auch seine Bücher immer wieder gern lese. Alle seine Ermittler, seien es nun Kommissar Erlendur, Thorson und Flóvent oder auch wie jetzt aktuell, der pensionierte Kommissar Konrad haben eins gemeinsam, sie lösen ihre Fälle mit Köpfchen, was sich durch unermüdliches Nachfragen und akribisches Recherchieren auszeichnet, denn sie geben sich erst zufrieden, wenn alle Puzzlesteinchen an die richtige Stelle gefallen sind.
Oben erwähnter pensionierter Kommissar Konrad gibt in „Verborgen im Gletscher“ sein Debüt, es folgen „Das Mädchen auf der Brücke“, „Tiefe Schluchten“ und nun aktuell „Wand des Schweigens“.
Wer die Reihe um diesen isländischen Kommissar noch nicht kennt, dem kann ich nur raten, sie von Beginn an zu genießen, auch wenn man das aktuelle Geschehen ohne Vorkenntnisse verfolgen kann, mit dem „Hintergrundwissen“ aus den vorherigen Büchern ist man aber viel schneller wieder im Geschehen und lohnen tut es sich sowieso, sie zu lesen!
Auf geht’s nach Island, genauer gesagt nach Reykjavík und Umgebung:
Zu Beginn der aktuellen Handlung lernt der Leser eine Frau namens Eygló kennen, die früher als Medium tätig war und sich gut mit okkulten und übersinnlichen Phänomenen auskennt. Außerdem ist sie mittlerweile eine gute Bekannte/Freundin von Kommissar Konrad, denn ihre Väter kannten sich gut und waren Partner bei sehr zwielichtigen Geschäften, wo sie leichtgläubigen Menschen bei spiritistischen Sitzungen viel Geld aus der Tasche gezogen haben. Seit Konrad sich mit dem unaufgeklärten Mordfall an seinem Vater beschäftigt, steht er mit ihr in Kontakt.
Sie ist es auch, die ihn anruft, da man in einem Haus in der Kellerwand ein Skelett gefunden hat. Sie berichtet ihm, dass sie vor vielen Jahren einmal dort gewesen sei, weil die dort wohnende Frau sich im Haus nicht wohl gefühlt habe und sie um ihre Meinung gebeten hatte. Eygló selbst erinnert sich noch gut, dass sie schon beim Betreten des Hauses ein unbeschreibbares Unwohlsein verspürt hatte….
Von den polizeilichen Ermittlungen zu diesem skurrilen Fund erfährt man wenig, auch als Konrad seine alten Kontakte bemüht, stößt er dort auf eine „Wand des Schweigens“….
Aber als Leser hat man es da etwas besser, denn der Autor gibt in unterschiedlichen Erzählsträngen Einblick in die schrecklichen Ereignisse, die sich in dem Haus zugetragen haben…
Die Gesamthandlung ist sehr komplex, führt u.a. weit in die Vergangenheit, denn Konrad spürt Zeitzeugen auf, die er akribisch befragt und ist dankbar für jede noch so kleine Information um den Mord an seinem Vater aufzuklären.
Was für eine Bandbreite an krimineller Energie hier sichtbar wird, ist düster und lässt in menschliche Abgründe blicken!
Ich mag diesen Kommissar Konrad mit seinen Ecken und Kanten und seinen akribischen „Ermittlungsstil“ und habe mich auch diesmal wieder spannend unterhalten gefühlt!
Fazit: Spannend erzählter Thriller – der gruselig beginnt, düster bleibt und in menschliche Abgründe blickt -, den man nicht verpassen sollte!
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Ragnar Jónasson: Todesnacht

btb

Nach „Schneeblind“, wo der junge engagierte Polizist Ari aus Reykjavik mitten im tiefsten Winter seine erste Stelle im Polizeirevier im abgelegenen Örtchen Siglufjördur im Norden Island antritt und er sich erst einmal mit der Trennung von seiner Freundin Kristín, dem vielen Schnee und der vorherrschenden Dunkelheit arrangieren muss, ist nun der zweite Teil der „Dark-Iceland-Reihe“ mit dem Titel „Todesnachterschienen.
Es sind mittlerweile zwei Jahre vergangen seit Ari seinen Dienst in Siglufjördur angetreten hat. Kriminalität definiert man hier eher über zumeist kleinere Delikte/Straftaten, so dass die Arbeit eher ruhig und beschaulich ist. Nichtsahnend betritt er die Dienststelle und wird schon von seinem Kollegen Tómas erwartet, der ihm mitteilt, dass man den Bauunternehmer Elías Freysson ermordet aufgefunden hat und Ari die Leitung der Ermittlungen übernehmen soll. Was den natürlich freut und er sich gemeinsam mit Tómas zum Fundort der Leiche aufmacht. Es ist kein schöner Anblick, der die beiden Ermittler dort erwartet, denn dem Toten wurde fast bis zur Unkenntlichkeit mit einem Brett ins Gesicht geschlagen…
Während die Ermittlungen anlaufen, hört man anfangs nur Gutes über den Verstorbenen, der sich besonders in der Wohltätigkeitsarbeit engagierte. Doch je weiter die Recherchen vorangehen, desto kontroverser wird das Bild, denn ganz so vorbildlich wie anfangs vermutet, ist der Tote dann offenbar doch nicht durch Leben geschritten, es wird von kriminellen Machenschaften gemunkelt….
Fehlte mir beim Debüt noch das „gewisse Etwas“ hat sich das im aktuellen Buch verflüchtigt. Aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen, Zeitebenen und von mehreren Personen erzählt, setzt sich die spannende, wendungsreiche und besonders unvorhersehbare Gesamthandlung zusammen. Man findet sich im Geschehen gut zurecht. Ragnar Jónasson beschreibt ruhig und anschaulich die Szenerien und er hat einen ganz besonderen Blick um hinter die Fassaden der mitwirkenden Personen zu schauen, die hier „Rede und Antwort“ stehen müssen, bis die Frage geklärt ist, wer und warum man den Bauunternehmer auf so brutale Weise getötet hat.
Wie bereits erwähnt, fällt in diesem (zweiten) Buch der Reihe eine deutliche inhaltliche Steigerung auf, was ein großer Pluspunkt ist. Da zwar der Kriminalfall gelöst wird, aber in den Nebenhandlungen noch einige Fragen offen sind, vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten und bin ich gespannt, wie es im nächsten Buch weitergeht…
Fazit: Deutliche Spannungs-Steigerung zum Debüt!
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