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Ragnar Jónasson: Todesnacht

btb

Nach „Schneeblind“, wo der junge engagierte Polizist Ari aus Reykjavik mitten im tiefsten Winter seine erste Stelle im Polizeirevier im abgelegenen Örtchen Siglufjördur im Norden Island antritt und er sich erst einmal mit der Trennung von seiner Freundin Kristín, dem vielen Schnee und der vorherrschenden Dunkelheit arrangieren muss, ist nun der zweite Teil der „Dark-Iceland-Reihe“ mit dem Titel „Todesnachterschienen.
Es sind mittlerweile zwei Jahre vergangen seit Ari seinen Dienst in Siglufjördur angetreten hat. Kriminalität definiert man hier eher über zumeist kleinere Delikte/Straftaten, so dass die Arbeit eher ruhig und beschaulich ist. Nichtsahnend betritt er die Dienststelle und wird schon von seinem Kollegen Tómas erwartet, der ihm mitteilt, dass man den Bauunternehmer Elías Freysson ermordet aufgefunden hat und Ari die Leitung der Ermittlungen übernehmen soll. Was den natürlich freut und er sich gemeinsam mit Tómas zum Fundort der Leiche aufmacht. Es ist kein schöner Anblick, der die beiden Ermittler dort erwartet, denn dem Toten wurde fast bis zur Unkenntlichkeit mit einem Brett ins Gesicht geschlagen…
Während die Ermittlungen anlaufen, hört man anfangs nur Gutes über den Verstorbenen, der sich besonders in der Wohltätigkeitsarbeit engagierte. Doch je weiter die Recherchen vorangehen, desto kontroverser wird das Bild, denn ganz so vorbildlich wie anfangs vermutet, ist der Tote dann offenbar doch nicht durch Leben geschritten, es wird von kriminellen Machenschaften gemunkelt….
Fehlte mir beim Debüt noch das „gewisse Etwas“ hat sich das im aktuellen Buch verflüchtigt. Aus vielen unterschiedlichen Sichtweisen, Zeitebenen und von mehreren Personen erzählt, setzt sich die spannende, wendungsreiche und besonders unvorhersehbare Gesamthandlung zusammen. Man findet sich im Geschehen gut zurecht. Ragnar Jónasson beschreibt ruhig und anschaulich die Szenerien und er hat einen ganz besonderen Blick um hinter die Fassaden der mitwirkenden Personen zu schauen, die hier „Rede und Antwort“ stehen müssen, bis die Frage geklärt ist, wer und warum man den Bauunternehmer auf so brutale Weise getötet hat.
Wie bereits erwähnt, fällt in diesem (zweiten) Buch der Reihe eine deutliche inhaltliche Steigerung auf, was ein großer Pluspunkt ist. Da zwar der Kriminalfall gelöst wird, aber in den Nebenhandlungen noch einige Fragen offen sind, vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten und bin ich gespannt, wie es im nächsten Buch weitergeht…
Fazit: Deutliche Spannungs-Steigerung zum Debüt!
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Lisa Regan: Ihre letzte Beichte

Bookuture VÖ 15.06.22

Detective Josie Quinn 4
Letzten Monat erschien hier in Deutschland mit „Das Grab ihrer Mutter“ der dritte Fall für Detective Josie Quinn, wo man als Leser etwas mehr über ihre traumatische Kindheit erfährt. Josie durchläuft eine Achterbahn der Gefühle, die sie von ihrer bösartigen kriminellen Mutter zu einer liebenswerten Familie führt, die sie mit offenen Armen aufnimmt, was im aktuellen Buch „Ihre letzte Beichte“ fortbesteht und für sie eine ganz neue zwischenmenschliche Erfahrung darstellt. Und nicht nur dieser Teil ihres Privatlebens entwickelt sich positiv, sondern es knistert auch immer heftiger zwischen ihr und ihrem Kollegen Noah Fraley, wie auch gerade eben, als in ihrer freien Dienstzeit der Anruf von ihrem Chef sie ereilt und beide zu einem Mordfall gerufen werden. Da hilft auch der Einwand nichts: „Gretchen Palmer ist heute im Dienst, sie ist eine erfahrene Ermittlerin der Polizei von Denton, sie kriegt das hin….“ Doch die Stimme ihres Chefs ist gnadenlos, denn Josies geschätzte Kollegin hat nach einem Anruf ihren Arbeitsplatz verlassen und seitdem ist sie nicht mehr erreichbar…..
Als Noah und sie sich auf den Weg zum Leichenfundort machen, steigt in Josies Magen ein mulmiges Gefühl auf, denn sie nähern sich der Privatadresse von Gretchen Palmer und in deren Einfahrt liegt ein hinterrücks erschossener junger Mann und von ihrer Kollegin/Freundin fehlt jede Spur….
Während die Ermittlungen auf Hochtouren laufen und Josie nicht glauben kann, dass Gretchen etwas mit dem Tod des jungen Mannes zu tun hat, taucht diese nach einiger Zeit wieder auf und will ein Geständnis ablegen…
Von Anfang an hält einen die Handlung in Atem. Neben der Frage, was Gretchen dazu veranlasst hat, ein Geständnis abzulegen, führt die Gesamthandlung zu einigen alten ungelösten Kriminalfällen, die die beiden Detectives ganz schön auf Trapp halten und in deren Verlauf sie in höchste Lebensgefahr geraten….
Wie durch einen Sog wird man gleich zu Beginn in die Handlung hineingezogen und es ist mir schwergefallen, mich davon zu lösen, weswegen ich in Null-Komma-Nichts diesen spannungsgeladenen Thriller gelesen habe und mich schon auf die nächste Fortsetzung freue.
Fazit: Meine unbedingte Leseempfehlung gibt es hier und die volle Punktzahl für diesen unvorhersehbaren, wendungsreichen und sehr fesselnd erzählten Thriller. So darf es gern weitergehen!
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Klaus-Peter Wolf: Rupert Undercover – Ostfriesisches Finale

Fischer Verlage

Bereits zweimal schlüpfte Hauptkommissar Rupert in die Rolle des Gangsterbosses Frederico Müller-Gonzales, der während eines Gefängnisaufenthaltes ums Leben kam. Da Rupert ihm offenbar zum „Verwechseln“ ähnlich sieht, schicken seine Vorgesetzten ihn anfangs undercover auf „Ostfriesische Mission“ um auch den Rest des Drogen-Clans aus dem Verkehr zu ziehen.
Auf persönlichen Wunsch der Kriminaldirektorin wird Rupert wieder zum Gangsterboss, der sich dann in ihrem Auftrag  auf „Ostfriesische Jagd“ begibt..
Das Switchen zwischen der „normalen Welt“ als Hauptkommissar Rupert, der mit seiner Ehefrau Beate ein kleines Häuschen bewohnt und der „Undercover-Welt“ wo er den Gangsterboss Frederico verkörpert, der mit Unsummen an Geld jongliert und das Leben mit seiner Mietehefrau Frauke genießt, gelingt ihm gut und er fühlt sich „angekommen“. Besser könnte es im Moment für ihn nicht laufen, doch das ändert sich schlagartig und Rupert stehen die Nackenhaare hoch, als er einen anonymen Anruf erhält und eine Stimme zu ihm sagt: „ ….hier spricht Frederico Müller-Gonzales, ich möchte Sie unbedingt persönlich kennenlernen…..“
Als Rupert sich von diesem Schock erholt hat, ist er sich sicher, es gibt in den Reihen der Polizei einen Maulwurf und wer ihn verraten hat, da hat er auch schon eine Idee, die er auf der anberaumten Team-Besprechung dann auch gleich mal tatkräftig kundtut. Während noch diskutiert wird, ob es ein Fake-Anruf oder es wirklich der totgeglaubte Gangsterboss war, der ihn kontaktiert hat, ist man sich einig, dass Rupert sofort „abgezogen“ und in Sicherheit gebracht werden soll. Doch das kommt für den ganz und gar nicht in Frage und er verkündet lauthals: „Ich werde ihn persönlich treffen und mal sehen was der Kerl will…“
Ob das wirklich eine gute Idee ist?
Was für einen aufregenden Abschluss des Undercover-Einsatzes Klaus-Peter Wolf hier für Rupert aufgeschrieben hat, werde ich natürlich nicht verraten, nur noch so viel: Es kommt ganz schön „dicke“ für den Hauptkommissar, er gerät in Lebensgefahr und seine Frau Beate in die Fänge des „Bösen“…
Beim turbulenten Finale der Reihe muss man gut aufpassen, dass man den roten Faden nicht verliert, denn es wimmelt nur so von Mitwirkenden, wovon manche mal unter ihrem „richtigen“ Namen agieren, sich aber auch wieder hinter Pseudonymen oder Aliasnamen verbergen, was die richtige Einordnung manchmal etwas schwierig macht. Auch Ruperts  flapsige Art rückt diesmal etwas in den Hintergrund, hinterfragt er doch im Verlauf seine Undercover-Tätigkeit.
Mit „Rupert Undercover – Ostfriesisches Finale“ geht die Trilogie der Reihe nun zu Ende. Was auf der einen Seite schade ist, denn ich mag die Figur des Hauptkommissar Rupert einfach gern, denn er versprüht mit seiner Art und seinen Sprüchen einen ganz besonderen Charme. Mein Wunsch, der Figur Rupert mal ein eigenes Buch zu widmen, ist somit in Erfüllung gegangen und Klaus Peter Wolf  hat sogar eine Trilogie daraus gemacht!
Ich habe die drei Bücher gern gelesen bzw. angehört und mich gut unterhalten gefühlt. Ich finde das Finale gut gelungen, auch wenn Rupert Federn lassen muss und er sich aus dem Undercover-Einsatz verabschiedet. Da aber die „Ostfriesenkrimi“-Reihe weitergeht, ist es ja kein Abschied für immer und als Rupert-Fan kann man sicher sein, der eine oder andere markige Kommentar fällt dem auch im Team von Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ein. Und wer weiß – vielleicht nach einer gewissen Auszeit –  taucht er ja auch mal wieder „unter“!?
Fazit:  Turbulentes gelungenes Finale der spannenden/humorvollen Trilogie!
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