Etwas in meinen Unterlagen musste ich schon blättern, bis ich auf meine Rezension des im September 2013 erschienenen Hörbuchs „Erwartung“ des gleichnamigen Thrillers von Jussi-Adler-Olsen gestoßen bin. Mein Fazit damals lautete wie folgt:
Spezieller Humor (besonders die Dialoge zwischen Kommissar Carl Mørck und seinem Mitarbeiter Assad), fesselnde Spannung und bildhafte Sprache verschmelzen zu einem ganz besonderen Thriller, den man sich nicht entgehen lassen sollte!
Die jetzt erfolgte zweistündige Verfilmung „Erwartung – Der Marco Effekt –„ ist der fünfte Fall für den dänischen Kommissar Carl Mørck und das Sonderdezernat Q.
Die Fans der Reihe müssen sich allerdings etwas umorientieren, denn das gesamte bekannte Darsteller-Ensemble hat gewechselt: War Nikolaj Lie Kaas zuvor in die Rolle des Carl Mørck geschlüpft, hat diesen Part nun Ulrich Thomsen übernommen…
Bei einer Kontrolle im Zug greift man einen Jugendlichen aus dem Roma-Milieu auf. Da er keine Angaben zu seiner Identität macht, wird er durchsucht und man findet bei ihm die Ausweispapiere des seit Jahren als vermisst geltenden William Stark…
Ein neuer Fall bzw. ein alter Fall für das Sonderdezernat Q, denn William Stark arbeitete für das Ministerium und man hatte ihn nach Kamerun geschickt um dort Vorwürfen nachzugehen, ob eine angesehene und großzügig unterstützte Wohltätigkeitsorganisation in dubiose Geldgeschäfte verwickelt ist. Von dort kam er zwar nach Dänemark zurück, aber dann verliert sich seine Spur…
Wie allerdings der Junge, der nach einer intensiven Befragung durch Carl Mørck endlich seinen Namen mit Marco preisgibt, zu den Papieren von William Stark gekommen ist, dazu schweigt er beharrlich, weswegen nun das Sonderdezernat Q gefragt ist, um die fehlenden Puzzlesteinchen zusammenzusetzen…
Mal abgesehen davon, dass man sich erst einmal mit der Neubesetzung arrangieren muss (ganz besonders Carls ständiges Kaugummikauen nervt!), ist die Verfilmung ganz unterhaltsam.
Allerdings hätte ich mir gewünscht, zum besseren Verständnis der Gesamthandlung, mehr über die schwierigen Lebensumstände von Marco zu erfahren, als den psychischen Zustand von Carl Mørck hervorzuheben. Die „Figur Carl Mørck“ ist bereits seit Beginn der Buchreihe und auch schon in den vorherigen Filmen „grummelig“und psychisch angeschlagen und kein einfacher Mensch, das hätte man schauspielerisch ohne viele Worte darstellen können. Auch fehlte mir hier der ganz spezielle Humor zwischen Carl und seinem Team, was schade ist, denn dies ist ein wichtiger Part der Thriller-Reihe und war bisher in die vorherigen Verfilmungen gut eingewoben, daher vergebe ich hier insgesamt drei von fünf möglichen Punkten.
Fazit: Unterhaltsame Thriller-Verfilmung, die aber inhaltlich an die komplexe Buchvorlage nicht heranreicht!
Der-Audio-Verlag
Der neunte Fall für Carl Mørck und das Sonderdezernat Q
Zu meiner ganz besonderen Freude hat auch hier wieder die Lesung der Hörbuchfassung der Schauspieler Wolfram Koch übernommen. Seine Stimmnuancen verbinde ich sofort mit dem dänischen Ermittler Carl Mørck und seinem Team, zu dem ja Rose, Assad und seit geraumer Zeit auch Gordon gehören. Über die Jahre hinweg, haben alle Teammitglieder – zumeist im Zusammenhang mit der Aufarbeitung der unterschiedlichsten Kriminalfälle – „Federn lassen müssen“ bzw. einige Blessuren erlitten, wie zuletzt ganz besonders Assad, über dessen bewegende Lebensgeschichte man in „Opfer 2117“ mehr erfährt.
Der Titel des aktuellen Hörbuchs „Natriumchlorid“, vielen sicher besser bekannt als „Kochsalz“ ist gut gewählt, denn es ist ein wichtiges Indiz im Zusammenhang mit vielen Todesfällen mit denen sich diesmal das Sonderdezernat Q beschäftigen muss.
Carl wird von seinem Chef auf einen Selbstmord einer 60jährigen Frau aufmerksam gemacht. Der Tod dieser Frau lenkt bald das Geschehen des Ermittler-Teams auf einen „explosiven Fall“ aus dem Jahr 1988, wo einst der kleine Sohn dieser Frau den Tod fand…
Während sich das Team noch einmal die alten Akten anschaut, fällt ihnen eine Besonderheit am damaligen Tatort auf, wo man Natriumchlorid fand. In mühevoller Kleinarbeit werden Aktenberge durchforstet, die dann zu einer Mordserie führen, die vor 30 Jahren ihren Anfang nahm, aber auch immer noch aktuell ist, denn es wird eiskalt weiter gemordet…
Inhaltlich muss man schon ein bißchen aufpassen, wie alles sich nach und nach zusammenfügt, denn Jussi Adler-Olsen hat hier ein sehr weitreichendes und auch besonders umfangreiches Mordgeschehen mit vielen Beteiligten aufgeschrieben. Durch seinen angenehmen Erzähl-Stil gelingt einem das Einordnen aber problemlos, man wird aber auch durch die Stimme des Vorleser dabei unterstützt.
Als Nebenhandlung wird der Zuhörer zu Geschehnissen aus den Anfängen der Thriller-Reihe katapultiert, wo Carl Mørck bei einer Schießerei selbst verletzt wurde und sein Kollegen Anker den Tod fand. Von einer anderen Dienststelle wird dieser Schusswechsel neu untersucht, weswegen Carl befragt wird und in Erklärungsnot gerät….
Ich habe beim Anhören dieses spannenden und fesselnden Hörbuchs die Zeit vergessen, denn ganz schnell war ich wieder mitten in der Handlung gefangen und das Kopfkino ging an! Diesmal wird ja auch ein „altes Ereignis“ aus den Anfängen dieser Thriller-Reihe thematisiert und lässt den aufmerksamen Fan dieser Reihe etwas aufhorchen, denn was hier aktuell mit Carl passiert, klingt nicht gut und die Fortsetzung (davon gehe ich jetzt einfach mal aus!) wäre dann Buch Nr. 10 (!), was manche Autoren ja so als Limit für eine Buchreiche fixieren, was aber hier bitte, bitte lieber Herr Adler-Olsen nicht der Fall sein darf!
Fazit: Über 16 Stunden Hörgenuss vom Feinsten! Das Ermittler-Team um Carl Mørck hat mittlerweile einen festen und nicht mehr wegzudenkenden Platz in der Spannungsliteratur eingenommen und es präsentiert auch diesmal ihr Können nicht nur mit Köpfchen, sondern auch mit einer ganz feinen humorvollen Note. Bitte mehr davon und weiter so!