Der zweite Einsatz für Kim Ribbing und Julia Malros
Der dritte Einsatz für August Strindberg, dem einstigen Vermögensberater und jetzigen Betreiber eines florierenden Second-Hand-Ladens in Hovenäset, einem beschaulichen Ort an der schwedischen Westküste.
Um etwas „Leben“ in den kleinen Ort zu bringen, kam August auf die Idee, einen Back-Wettbewerb zu veranstalten. Er ist mitten in den Vorbereitungen als sich die Ereignisse im Ort überschlagen:
Wie schon zuletzt in „Das Feuer im Bootshaus“ gerät das tägliche Einerlei der Bewohner auch in der aktuellen Handlung durcheinander. Das Getuschel im Ort fängt an, als eine fremde Frau in das berühmt-berüchtigte Eishaus einzieht, wo August vor geraumer Zeit in einer Gefriertruhe eine zerstückelte Leiche fand. Im Verlauf erfährt man als Leser mehr als die Bewohner des Ortes über die Fremde, die offenbar ganz bewusst in dieses Haus eingezogen ist…..
Sorgte die Fremde nicht schon für genug Gesprächsstoff, kommt mit dem Fund einer männlichen Leiche, die unter einem Sprungturm hängt, weiterer hinzu.
Was haben die Frau ins Eishaus, der aufsehenerregende Leichenfund und ein 30 Jahre alter Kriminalfall, der bereits im ersten Buch der Reihe „Die Tote im Sturm“ für Spekulationen sorgte, miteinander zu tun?
Nun, diese Frage beantworte ich hier nicht, denn dazu ist der Kriminalroman „Die Frau im Eishaus“, – dessen Lesung zu meiner Freude wieder Uve Teschner übernommen hat – viel zu spannend, unterhaltsam und hörenswert!
Uve Teschner gelingt es durch das Modulieren seiner Stimme, dass jede Figur ein eigenes „Klangbild“ bekommt, sodass man sofort erkennt, wer die Szene betritt. Toll!
Zwar gibt es hier eine Kriminalhandlung, aber die steht definitiv nicht im Vordergrund der Gesamthandlung, sondern ist ein Teil davon. Das Zusammenspiel der Haupt- und Nebenfiguren kommt hier mehr zum Tragen, wo es teilweise Einblicke in menschliche Abgründe gibt, aber auch humorvolle Szenerien eingewoben sind, was mir gut gefallen hat.
Ich habe die fast 14-stündige Lesung wieder genossen, denn man kann sich entspannt zurücklehnen und nach kurzer Zeit ist man in Hövenaest „gelandet“, wo man sich dann mitten im Geschehen befindet und das Kopfkino beginnt!
Fazit: Eine Fremde, ein aufsehenerregender Leichenfund und ein 30 Jahre alter Mordfall bilden die Storyline, die zusätzlich mit Humor gewürzt ist und unbedingt hörenswert von Uve Teschner präsentiert wird! Gern mehr davon!
Der 8. Einsatz für den Berliner Rechtsanwalt Joachim Vernau!
Vor zwei Jahren machte Joachim Vernau Ferien in der Uckermark, wo er am „Düstersee“ statt der ersehnten Ruhe einen Toten fand..
Den letzten „Vernau“ hatte ich in der Printversion genossen, doch diesmal habe ich mich für die Hörbuch-Fassung entschieden, wo zu meiner Freude Achim Buch den Part des Vorlesers übernommen hat. Mit seiner Stimme verbinde ich u. a. die markante Romanfigur Maarten S. Sneijder (aus den Thrillern von Andreas Gruber) für die Achim Buch ein ganz „eigenes“ Stimmbild erschaffen hat.
Die ungekürzte Hörbuch-Fassung von „Blutanger“ umfasst 14 Stunden, die allerdings wie im Flug vergehen, denn die Autorin katapultiert ihre Hauptfigur in ein spannendes Abenteuer:
Der Besuch auf dem Spargelhof der Familie Grundmann wird für Joachim Vernau zum Verhängnis. Einer der rumänischen Saisonarbeiter dort braucht anwaltliche Hilfe, denn er hat den Mord an seinem Arbeitgeber gestanden. Vernau übernimmt die Pflichtverteidigung des Mannes. Allerdings hegt er so seine Zweifel, ob sein geständiger Mandant auch wirklich der Täter ist….
Auf die Ergebnisse der polizeilichen Ermittlungen will Vernau nicht warten, weswegen er eigene Recherchen unternimmt, die ihn zurück auf den Spargelhof führen. Dort trifft er auf eine Aktivistin, die sich für die Rechte der Saisonarbeiter engagiert, denn die scheinen auf dem Grundmann-Hof im Argen zu liegen. Dann ist da noch die schöne geheimnisvolle Rumänin Tina, die Joachim Vernaus Gefühlswelt ins Trudeln bringt. Erst gibt sie ihm etwas zum Aufbewahren, „lockt“ ihn dann in ihre Heimat und verschwindet dann von der Bildfläche….
Neben den beruflichen Recherchen und der Gefühlsduselei, fordert Vernaus Mutter nebst „Hütchen“ seine uneingeschränkte Aufmerksamkeit, denn Eile ist geboten, sonst sind sie bald wohnungslos und ziehen bei ihm ein!
Die recht turbulente, wendungsreiche, humorvolle, aber auch bewegende Geschichte ist Elisabeth Herrmann wieder wundervoll gelungen, sodass die Vernau-Reihe gerne noch lange weitergehen darf!
Achim Buchs Vortragsart „fängt“ einen als Zuhörer sofort ein. Einmal mehr zeigt er sein besonderes Können als Mundart bzw. Dialekt gefragt sind; man kann sich entspannt zurücklehnen, das Kopfkino beginnt und man erlebt Hörgenuss vom Feinsten.
Fazit: Volle Punktzahl für dieses spannende, bewegende, aber auch humorvolle Hörerlebnis!
Der zweite Fall für Hanna Ahlander
Im Oktober 2022 startete mit „Kalt und still“ die neue Krimi-Reihe der schwedischen Autorin Viveca Sten, die in den kleinen Ort Åre in Nordschweden führt.
Vera Teltz hatte die Lesung der Hörbuch-Version übernommen, was eine sehr gute Wahl war, denn durch ihre angenehme Stimme und ihre Vortragsart wurde die fesselnde Handlung lebendig. Auch das neue Ermittler-Duo Hanna Ahlander und Daniel Lindskog kam bei mir gut an, weswegen ich den Start der Reihe als gelungen eingestuft habe.
Winterliche Straßenverhältnisse und eisige Temperaturen erschweren dem Ermittler-Duo in „Tief im Schatten“ das Vorankommen, denn sie werden zu einem Leichenfund in der Nähe der norwegischen Grenze gerufen.
Zu meiner großen Freude hat Vera Teltz wieder die Lesung des Hörbuchs übernommen. Ihr gelingt es schon nach wenigen Worten, die passende Atmosphäre aufkommen zu lassen, dass man die Mitwirkenden wiedererkennt und es keine Mühe bereitet, in die fesselnde Handlung „einzusteigen“.
Der Anblick, der sich ihnen am Fundort bietet, ist grauenhaft. Eine schneebedeckte männliche Leiche liegt nur spärlich bekleidet in einem Gebüsch. Die Hände sind auf dem Rücken mit Kabelbindern fixiert. Eine große klaffende Wunde am Hinterkopf und weitere Spuren von großer Gewaltanwendung sind sichtbar.
Dies ist ein Erzählstrang der Gesamthandlung, ein weiterer führt zu Rebecca, einer jungen Frau, die in einer religiösen Familie aufwächst und in deren weiteren Lebensweg man als Zuhörer immer mal wieder Einblick erhält. Doch dann muss etwas Gravierendes geschehen sein, denn von einem Tag auf den anderen erscheint sie nicht mehr zur Arbeit und jede Kontaktaufnahme mit ihr scheitert…
Mehr möchte ich zum Inhalt gar nicht preisgeben, denn dazu ist die Gesamthandlung einfach zu fesselnd und spannend und die Lesung besonders hörenswert!
Die Geschichte, die die Autorin hier erzählt, ist keine leichte Kost. Die bildhaft geschilderten Szenerien zeigen befremdliche Situationen, bewegende Momente und verstörende Bilder, die einen erstarren und die Nackenhaare hochstehen lassen, denn hier liegen Glück, Leid und Hass ganz dicht beieinander.
Immer mal wieder gab es Momente, wo ich dachte, jetzt weiß ich, wer hier von den Ermittlern gesucht wird. Aber ich lag falsch, denn Viveca Sten ist eine meisterhafte Geschichtenerzählerin und überrascht dann auch noch mit einem unerwarteten Showdown bzw. Ausgang der Handlung! Toll, dafür gibt es die volle Punktzahl!
Vera Teltz besondere Vortragsweise lässt einen die Zeit vergessen. Es gelingt ihr, ihre Stimme so zu nuancieren, dass man die eiskalte Kulisse direkt spüren kann. Außerdem bekommen die Figuren „ein Gesicht“, welches man in der nervenaufreibenden Handlung sofort wiedererkennt und das Kopfkino beginnt!
Fazit: Gelungene spannungsgeladene Fortsetzung der Reihe, die durch die Hörbuchfassung noch ein „Sahnehäubchen“ obendrauf bekommt!
Von diesem Autor hatte ich bisher noch nichts gehört oder gelesen, daher war ich gespannt, was mich hier erwartet.
Die Gesamthandlung spielt in Wien und wird aus drei verschiedenen Sichtweisen erzählt, die zu folgenden Mitwirkenden gehören:
Chefinspektor Johann Winkler, genannt „Jacket“ Bezirksinspektor Mohammad Moghaddam, genannt „Mo“,
die beide bei der LKA-Abteilung Leib-Leben in Wien arbeiten
sowie einer mit „Er“ betitelten Figur.
Zum Inhalt:
Chefinspektor „Jacket“ war vor einigen Jahren in einen aufsehenerregenden Kriminalfall verwickelt. Es gelang ihm dabei ein kleines Mädchen retten. Einer seiner Kollegen fand bei dem Einsatz den Tod und „Jacket“ selbst kam nur knapp mit dem Leben davon.
Seitdem kennt man sein Konterfei in ganz Österreich, er ist der „Vorzeige-Ermittler“, der „Held“ der Wiener Polizei und man reicht ihn von einem öffentlichen Auftritt zum nächsten. Weswegen er auch keine Zeit mehr hat um zu „ermitteln“. Was aber auch gut ist, denn seit besagtem Fall ist „Jacket“ psychisch nicht mehr ganz auf der Höhe. Ihn plagen Schlafstörungen, Panikattacken und sein Gedächtnis spielt nicht mehr richtig mit, sodass er nur mithilfe von Medikamenten seine äußere Fassade aufrechterhalten kann, um immer und überall in den Medien präsent zu sein.
Dann gerät Inspektor „Jacket“ durch Zufall an einen Tatort in seiner Nachbarschaft, wo sich ein brutaler Mord ereignet hat. Die ganze Szenerie, die sich ihm bietet, lässt ihn erstarren. Nicht weil er das Opfer flüchtig kannte, sondern als er das Wort „GESTEHE“ daran sieht. Der Boden schwankt unter seinen Füßen und er hat das Gefühl, sich in einem Alptraum zu befinden, denn er steht in seinem selbst erdachten Tatort, den er in seinem bisher unveröffentlichten Roman, der den Titel „Gestehe“ trägt, niedergeschrieben hat. Wie kann das sein?
Den zweiten Erzählstrang übernimmt Inspektor Mohammad Moghaddam, der bisher eher einen Tatort aus Erzählungen kennt, obwohl er schon einiger Zeit bei der Mordkommission arbeitet. Er bekommt nun seine Chance sich zu beweisen und gemeinsam mit Chefinspektor Jacket soll er den oben erwähnten Mordfall aufklären.
Der dritte Erzählstrang, der mit „Er“ überschrieben ist, bleibt etwas nebulös, weswegen ich hier auch nicht weiter ins Detail gehen möchte, was es damit auf sich hat.
Die ungekürzte Lesung des Hörbuchs „Gestehe“ wird von Cornelius Obonya, Timur Isik und Stefan Kaminski übernommen, was eine tolle Besetzung ist.
Diesen drei „Stimmen“ ist es zu verdanken, dass man bei der wendungsreichen und viele Themen aufgreifenden Handlung nicht den roten Faden verliert und die jeweilige agierende Figur richtig einordnen kann.
Ich muss leider sagen, dass mich der Erzähl-Stil des Autors nicht „einfangen“ konnte. Mir fehlt ganz einfach die Spannung, die einen fesselnden Thriller ausmacht. Recht schnell war mir klar, wer oder was hier im Hintergrund die Strippen zieht und ich lag richtig.
Schwierigkeiten habe ich immer damit, wenn man als Leser mit Symptomen oder gar psychiatrischen Diagnosen konfrontiert wird, um für Spannung zu sorgen. Ich glaube, die wenigsten Leser haben eine richtige Vorstellung davon, was sich hinter den Begriffen verbirgt und so können sie nur spekulieren. Thriller sollen doch der Unterhaltung dienen und da sind meiner Meinung nach Krankheiten oder Krankheitsbilder jeglicher Art fehl am Platz, denn die gehören ein medizinisches Fachbuch.
Ich vergebe hier drei von fünf Punkten, die aber hauptsächlich zustande kommen, da die drei Sprecher hier wirklich einen tollen Job machen. Von Anfang an nehmen sie einen als Zuhörer „an die Hand“ und führen einen mit ihren zum Teil sehr markanten Stimmen durch diese wendungsreiche und viele Themen aufgreifende Gesamthandlung.
Fazit: Dank dieses tollen Sprecher-Trios gelingt es einem als Zuhörer den besonderen Erzähl-Stil des Autors richtig einzuordnen.
2021 erschien „Natriumchlorid“, der 9. Fall aus der Sonderdezernat-Q-Reihe. Schon damals bahnte sich an, was jetzt leider traurige Gewissheit ist:
Mit dem 10. Fall, der den Titel „Verraten“ trägt, endet leider die Krimi-Reihe um den dänischen Ermittler Carl Mørck und seinem Team.
Doch bis es so weit ist, kann man mehr als 19 Stunden Hörgenuss vom Feinsten genießen:
Seit Beginn der Reihe und zu meiner großen Freude hat auch diesmal der bekannte Schauspieler Wolfram Koch die ungekürzte Lesung übernommen. Durch seine wandelbare Stimme kann man die Mitwirkenden gut unterscheiden und ganz besonders die Hauptfiguren sofort heraushören, wenn sie die Szenerie betreten.
Zum Inhalt des Buches:
Für Carl Mørck gab es ja auch mal eine Zeit, bevor er der Leiter des Sonderdezernat Q wurde. Damals geriet er bei einer schwierigen Mordermittlung in eine Schießerei, bei der er schwer verletzt und sein Kollege getötet wurde.
Da der damalige Fall immer noch ungelöst ist, wird er von einem anderen Dezernat neu aufgerollt und Carl zu der Schießerei befragt. Dabei verwickelt er sich in Widersprüche und es kommt zu einer Hausdurchsuchung bei ihm. Auf dem Dachboden wird ein alter Koffer gefunden, den Carl bereits vergessen hatte, zumal er gar nicht ihm gehört…
Zu Beginn der aktuellen Handlung sitzt Carl Mørck im Gefängnis. Denn man glaubt ihm nicht, dass es nicht sein Koffer ist, bzw. dass er von den darin entdeckten Drogen und Geldscheinen nichts wusste.
Aus diesem Dilemma muss Carl irgendwie wieder herauskommen, was hinter Gittern kein einfaches Unterfangen ist, denn die dortigen Insassen mögen prinzipiell keine Polizisten, weswegen es auch nicht lange dauert und ein Attentat auf ihn verübt wird….
Das Team des Sonderdezernats kann kaum glauben, was mit ihrem Chef passiert ist und sie wollen ihn tatkräftig unterstützen, um seine Unschuld zu beweisen. Doch das wird ihnen verwehrt und sogar eine Kontaktsperre ausgesprochen. Man überhäuft sie mit alten Fällen, die dringlich aufgeklärt werden müssen.
Doch wer die Reihe kennt, der weiß, dieses Team findet sicherlich auf ihre ganz besondere Art und Weise einen Weg, um alle Hürden mit Bravour zu meistern!
Der Titel „Verraten“ ist gut gewählt und trifft den Inhalt auf den Punkt. Jussi Adler-Olsen ist es geschickt gelungen, Band 1 und 10 dieser Kult-Krimi-Reihe zu „verbinden“ und somit einen unvergessen bleibenden Abschiedsband zu schreiben, der spannend und unvorhersehbar ist. Auch der besondere Humor, der keinesfalls fehlen darf, ist durchgehend in die Handlung eingewoben und wird mir sicherlich noch lange fehlen, genau wie diese unverwechselbare Krimi-Reihe, die ich von Anfang an mit verfolgt und genossen habe.
Fazit: Durch Wolfram Kochs Vortragsweise haben sie Hauptfiguren dieser Kult-Krimi-Reihe eine eigene stimmliche Persönlichkeit bekommen. Man erkennt sie sofort, „wenn sie den Raum betreten“ und hat sie direkt vor Augen. Die Hörbuchfassung kann ich deshalb nur empfehlen und die Höchstpunktzahl vergeben!
Vom Autor dieser als Trilogie angelegten, neuen schwedischen Thriller-Reihe hatte ich zuvor noch nichts gehört oder gelesen.
Britta Steffenhagen wiederum ist mir als wunderbare Vorleserin vieler spannender Hörbücher bestens bekannt. Ihre wandelbare Stimme und ihre ganz besondere Art und Weise Texte lebendig werden zu lassen, gefällt mir immer wieder aufs Neue sehr gut. Ihr Können zeigt sie hier auch bei der ungekürzten Hörbuch-Lesung von „Refugium“, dem ersten Teil der „Stormland-Reihe“.
Anfangs lernt man die ehemalige Polizistin und jetzige Bestseller-Autorin Julia Malmros kennen. Für ein neues Buchprojekt benötigt sie fachliche Unterstützung in Sachen Computerwissen bzw. jemanden, der ihr den Einblick in die „Hacker-Welt“ ermöglicht.
Es handelt sich dabei um Kim Ribbing, einem eher wortkargen jungen Mann, der ihr bei ihrer Arbeit helfen soll. Um weitere Einzelheiten zu besprechen, treffen sich die beiden bei schönstem Sommerwetter auf einer Schäreninsel, wo Julias Sommerhaus steht. Von der Nachbarinsel hört man fröhliches Lachen und Gläserklirren, was auf ein geselliges Zusammensein schließen lässt. Doch diese Idylle wird plötzlich durch eine ganz andere Geräuschkulisse zerstört…
Da Julia ihren Inselnachbarn, den erfolgreichen Unternehmer Olof Helander seit frühester Jugend kennt und mit der Familie befreundet ist, schnappt sie sich nebst Kim ihr Boot, um nachzusehen, was „drüben“ passiert ist. Dort angekommen, bietet sich ihnen ein schreckliches Bild:
Die Gastgeber und alle Gäste der Feier wurden regelrecht hingerichtet. Nur Astrid, die 14-jährige Tochter der Familie Helander überlebt als einzige das Massaker, ist aber durch das Erlebte traumatisiert.
Wie es inhaltlich weitergeht, möchte ich hier gar nicht verraten, denn Spannung ist hier angesagt:
Da Julia Malmros unbedingt herausfinden will, was zum Tod ihres langjährigen Freundes geführt hat, bildet sie mit Kim Ribbing ein eher ungleiches Ermittler-Duo. Julia aktiviert ihre ehemaligen Kontakte zur Polizei bzw. bittet ihren Ex-Mann, der als Ermittler der Kriminalpolizei die Untersuchungen auf der Schäreninsel leitet, um Hilfe. Kim macht, was er am besten kann, er recherchiert im Internet und begibt sich von dort aus auf Tätersuche.
Die Handlung hat mich von Anfang an in ihren Bann gezogen. Der Erzählstil ist fesselnd, bildhaft und der Auftritt des ungleichen, aber sehr sympathischen Ermittler-Duos hat mir gut gefallen. Gelungen ist dem Autor auch der besondere Charakter bzw. die Figur Kim Ribbing, dessen seelische Narben durch ein Kindheitstrauma immer noch nachwirken, was man sich gut vorstellen kann.
Da in der aktuellen Handlung auch Bezug zu der Fortsetzung der bekannten „Millennium-Reihe“ des viel zu früh verstorbenen schwedischen Schriftstellers Stieg Larsson genommen wird, möchte ich noch etwas anmerken: Tatsächlich habe ich kürzlich „Verderben“ von Karin Smirnoff nach Stieg Larsson gelesen und kann sagen, dass ich die Fortsetzung nicht so gelungen fand.
Refugium, der spannungsgeladene Thriller von John Ajvide Lindqvist bekommt von mir dagegen die volle Punktzahl, genau wie die wunderbare Lesung von Britta Steffenhagen, durch deren Stimme ganz schnell das Kopfkino beginnt.
Fazit: Volle Punktzahl für diesen fesselnden Thriller, dessen Handlung durch die wandelbare Stimme von Britta Steffenhagen zum Kopfkino wird! In dieser Kombination gern weiter so!
Ein neuer Fall für Cormoran Strike und Robin Ellacott
Genau wie beim vorherigen Buch dieser spannenden Reihe mit dem Titel „Das tiefschwarze Herz“ habe ich die Hörbuch-Fassung gewählt und mir das „Das strömende Grab“ von Dietmar Wunder vorlesen lassen. Als Synchronsprecher leiht er ja auch u.a. Daniel Craig oder Adam Sandler seine markante und wandelbare Stimme. Ich finde es immer wieder faszinierend, dass er so viele Stimmnuancen parat hat. Schon nach den ersten Worten erkennt man die Hauptfiguren wieder, hat sie direkt vor Augen und kann auch alle weiteren Mitwirkenden (und da gibt es diesmal einige) richtig einordnen. Toll!
Die aktuelle Handlung beginnt mit einem Briefwechsel zwischen besorgten Eltern und ihren Sohn Will. Dieser hat zum großen Entsetzten seiner Eltern sein Studium abgebrochen und sich der Universal Humanitarian Church – kurz UHC -, einer nach außen recht harmlos wirkenden Glaubensgemeinschaft angeschlossen. Doch Wills Eltern halten diese Gemeinschaft für eine gefährliche Sekte.
Der Briefwechsel zieht sich über längere Zeit hin und verläuft nicht besonders harmonisch und reißt letztendlich ab.
Wills Vater kontaktiert bald darauf Cormoran Strike und bittet ihn seinen Sohn aus den Fängen der UHC zu holen.
Kein einfacher Auftrag für die Detektei, denn obwohl es immer wieder Gerüchte über diese Glaubensgemeinschaft gibt, Straftaten konnten nie nachgewiesen werden.
Strike recherchiert über die UHC und stößt auf einige Dinge, die nicht mehr so harmlos klingen. Obwohl Strike nicht besonders wohl dabei ist und er einige Bedenken hat, willigt er ein, als Robin vorschlägt, dass sie undercover geht und Kontakt zu der Glaubensgemeinschaft knüpft.
Tatsächlich wird Robin dort aufgenommen und fortan ändert sich ihr Alltag und ihr Leben, denn in was für eine Welt sie dann eintaucht, hat sie nicht erahnen können und mit welchen kriminellen Machenschaften sie konfrontiert wird, kann sie kaum glauben. Um hieb- und stichfeste Beweise für diese Straftaten zu bekommen, fügt sie sich in die an Körper und Geist zehrenden Gegebenheiten ein und gerät bald in höchste Lebensgefahr…
Mir hat das aktuelle Buch gut gefallen. Die Szenerien, die Robin während ihres Undercover-Einsatzes durchlebt, lassen einem die Nackenhaare hochstehen und sind schon „hard stuff“. Es schwebt eine unheilvolle, düstere Atmosphäre über dem gesamten Geschehen und man rätselt mit, was es mit der „ertrunkenen Prophetin“ auf sich hat.
Nur dass es zwischen Robin und Cormoran immer noch nicht richtig „gezündet“ hat, fand ich schade, macht aber auch Hoffnung auf eine Fortsetzung der Reihe.
Ich vergebe hier die volle Punktzahl, da es Dietmar Wunder mal wieder gelungen ist, mit seiner Stimme die komplexe und sehr spannende Handlung lebendig werden zu lassen. Die Hauptfiguren haben ihre unverwechselbare Stimme und die Vielfalt an Mitwirkenden werden nuanciert gesprochen, sodass man sie richtig einzuordnen kann.
Fazit: Spannende und nervenaufreibende Story, die durch die wandelbare Stimme des Vorlesers lebendig wird und daher die volle Punktzahl bekommt!
Kürzlich hatte ich ja hier von Bernd Mannhardt „Du kommst mir gerade richtig“ vorgestellt, eine mordsfidele Sammlung von Kurzgeschichten, aus denen nur so der schwarze Humor heraustropft.
Nun hat der Autor eine neue mordsfidele Geschichte mit dem Titel „Mücke und Elefant“ veröffentlicht, wobei einem erst einmal das gelungene Cover ins Auge „sticht“.
Erneut hat der Autor in seiner ganz besonderen augenzwinkernden Art und Weise hier eine Szenerie eingefangen, die das Leben schrieb: Inspiriert durch die unumstößlichen Hürden der deutschen Bürokratie, ist ihm dazu folgende schwarzhumorige Kriminalgeschichte eingefallen:
Der „Todes-Fall“ – im wahrsten Sinne des Wortes! – des Schriftstellers Bernhard Mücke ist der große Aufmacher einer Boulevardzeitung.
Während dort noch spekuliert wird, was den Mann in den Tod getrieben hat, erfährt man als Leser, dass besagter Bernhard Mücke kurz vor seinem Ableben auf dem Bürgeramt vorstellig war, um seinen neuen Reisepass zu beantragen. Dort kommt es für den Mann zu einem einschneidenden Vorfall, in dessen Verlauf Bernhard Mücke „Abstriche“ bei seiner einzigartigen Signatur machen muss. Seit Anbeginn seiner ersten Unterschrift beendet er diese mit einem Punkt, was aber die starren Vorschriften des deutschen Amtsschimmels verbieten, weswegen Mücke zwingend auf diesen prägnanten Teil seiner Unterschrift verzichten muss!
….auf dem Rückweg vom Amt stürzt Bernhard Mücke von einer Brücke in den Tod.
Die oben erwähnte Presse macht sich Gedanken, warum man nun Mückes plötzlichen Tod zu beklagen habe. In großen Lettern wird spekuliert, dass er aufgrund des einschneidenden Erlebnisses auf dem Amt, psychisch aufgewühlt und so verzweifelt war, dass er keinen anderen Ausweg sah, als freiwillig aus dem Leben zu scheiden!?
Auch ein erfahrener Grafologe, der Mückes Unterschrift kürzlich erst „unter die Lupe“ genommen hatte, verlautbart sehr wortreich und ausschweifend seine fachmännischen Erkenntnisse über dessen Signatur. Außerdem betrachtet er sie nochmals unter dem Aspekt, ob der frühe Tod des Schriftstellers schon andeutungsweise in seinem schwungvoll ausgeführten Namenszug erkennbar gewesen sei.
Die Polizei ermittelt ganz nüchtern, ohne sich um die öffentlichen Spekulationen zu scheren und gibt dann ganz überraschend folgendes zu Protokoll: …………………………….
Tja, wer wissen will, warum Mücke aus dem Leben schied, dem empfehle ich das Lesen dieser unterhaltsamen schwarzhumorigen Geschichte, die mir wieder sehr gut gefallen hat!