Seit vielen Jahren bin ich eine begeisterte Leserin der spannenden Thriller von Andreas Winkelmann.
Nun ist sein neuestes Werk erschienen. Da ich niemandem den Lesegenuss verderben möchte, habe ich überlegt, was ich zum Inhalt preisgeben kann/möchte.
Folgendes ist mir eingefallen:
Bist du einmal in die Fänge eines bösen Menschen geraten, der „kein Wort zu viel“ mit dir spricht, kann es passieren, dass „das Letzte, was du hörst“ die unverfängliche Frage ist „Hast du Zeit?“
In diesem Satz sind nicht nur die Titel, der beiden vorherigen und dem aktuellen spannenden Thriller des Autors aufgeführt, sondern es ist auch in wenigen Worten der Inhalt der aktuellen Handlung.
Bei der Frage Hast du Zeit denke ich spontan an etwas Positives wie z.B. einen Spaziergang, Kinobesuch oder Treffen mit Freunden. In der aktuellen Thrillerhandlung verwandelt sich dieser recht harmlos klingende Satz in etwas sehr Negatives, denn die Menschen, die diese Worte hören, werden gekidnappt und gefangen gehalten, wo eine „Wand“ eine wichtige Rolle spielt. Was es damit auf sich hat, dazu gibt es bereits einen kleinen Hinweis im Prolog des Buches, wo jemand recht liebevoll über seine schöne, selbst errichtete Wand spricht.
Allerdings lassen die letzten Sätze des Vorworts nichts Gutes erahnen; von jetzt auf gleich überziehen düstere Wolken das Geschehen, das 2020 in einem Bestattungsinstitut beginnt…
Lange habe ich überlegt, wer hier sein Unwesen treibt und warum die Zeit ein wichtiger Faktor für denjenigen ist. Beweggründe sind mir ein paar eingefallen, doch wer sich letztendlich hinter der Maske „des Bösen“ verbirgt, habe ich nicht herausgefunden. Des Rätsels Lösung bekommt man dann in einer anschaulich geschilderten Szenerie präsentiert, dass einem die Nackenhaare hochstehen. Grrrrrrrh!
Nachdem ich das Gelesene noch einmal habe Revue passieren lassen, möchte ich folgendes anmerken:
Meiner Meinung nach ist Andreas Winkelmann mit diesem Thriller sein Meisterwerk gelungen! Obwohl mir beim Lesen oftmals die Nackenhaare hoch standen und ich das fesselnde Buch kaum aus den Händen legen konnte, hat mich diese Geschichte aber auch emotional berührt und darüber nachdenken lassen, was Zeit doch für ein kostbares Gut ist!
Fazit: Meisterhaft gelungener fesselnder Thriller, der nicht nur nervenaufreibend ist, sondern auch emotional noch lange nachwirkt!
Mittlerweile ist der „Der 1. Patient“ der vierte Justizkrimi, den die beiden Autoren gemeinsam geschrieben haben und Strafverteidiger Rocco Eberhardt und Rechtsmediziner Justus Jarmer wieder ihren Auftritt haben.
Der lesenswerte dritte Band der Reihe mit dem Titel „Die letzte Lügnerin“ hatte es im letzten Jahr in sich: Ein hochrangiger Politiker suchte rechtlichen Beistand in Rocco Eberhardts Kanzlei, da er ins Fadenkreuz der Medien geraten war, wo er sich schwerwiegenden Korruptionsvorwürfen ausgesetzt sah. Eberhardt übernahm das Mandat, ohne zu ahnen, was für ein persönlicher Fall es für ihn werden sollte…
Nach den auch emotionalen Ereignissen in der nahen Vergangenheit ist Rocco Eberhardt nach einer gewissen „Auszeit“ nun mit einem neuen Fall beschäftigt. Seine Mandantin ist die Chirurgin Dr. Sasha Müller, die als Chefärztin in einem Berliner Klinikum arbeitet. Sie wendet sich an den Strafverteidiger, weil ihr bei einer Routine-Op ein Patient gestorben ist. Sie kann sich die Komplikationen während der Operation nicht erklären, da sie sich streng an den Behandlungsplan gehalten hat. Doch das besondere an diesem Behandlungsplan ist, dass er nicht von der Operateurin selbst, sondern von einem KI-System, also einer künstlichen Intelligenz erstellt wurde.
Das vorliegende Obduktionsergebnis ist eindeutig: Der Tod des Patienten trat infolge eines Behandlungsfehlers auf. Deswegen muss sich Dr. Müller jetzt vor Gericht verantworten. …
War es menschliches Versagen oder hat sich gar die KI geirrt?
Das Thema „KI in der Medizin“ ist am Puls der Zeit. Worum es sich dabei handelt, wird hier von den beiden Autoren von allen Seiten betrachtet bzw. gut und verständlich erklärt, sodass man der Handlung gut folgen kann.
Anmerken möchte ich aber: Obwohl sehr umfangreich nach der Lösung gesucht wird, wer hier für den Tod des Patienten zur Rechenschaft gezogen werden muss, fiel mir ein Aspekt auf, dem nicht weiter nachgegangen wurde, bzw. erst am Schluss zum Tragen kommt. Tatsächlich lag ich damit richtig, sodass mich der Ausgang des Geschehens dann nicht mehr überrascht hat.
Dennoch ist der Justizkrimi gut gelungen, unterhaltsam und lesenswert, weswegen ich insgesamt vier von fünf möglichen Punkten vergebe.
Fazit: Thematisch am Puls der Zeit, gut gelungen, unterhaltsam und lesenswert!
Der zweite Fall für Hanna Ahlander