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Michaela Kastel: Unsterblich

Heyne Verlag

Die Autorin war mir bisher nicht bekannt. In ihrem neuen Thriller „Unsterblich“ nimmt sie ihre Leserschaft mit in das Refugium der Tierpräparatorin Sonja Raich, die allein mitten im Wald lebt und arbeitet. Aus ihrer Sicht wird die Handlung erzählt:
Schon seit ihrer Kindheit lebt sie bei ihrem Großvater im Wald. Die Menschen im Ort beäugen die beiden mit Skepsis und Gerüchte über sie machen die Runde. Sonja hat in der Schule einen schweren Stand und eine zarte Freundschaft zu einer Mitschülerin gerät durch die Gerüchteküche in Schieflage, weswegen Sonja bald von ihrem Großvater unterrichtet wird und beide als Außenseiter gelten.
Nach seinem Tod übernimmt sie sein „Geschäft“, das allerdings nicht sehr floriert und sie immer knapp bei Kasse ist, weswegen sie gezwungen ist auch etwas außergewöhnliche Aufträge anzunehmen. Dabei handelt es sich um dubiose Sammleranfragen, die durch spezielle und teils skurrile Wünsche, oftmals an die Grenze der Legalität stoßen. Lange Zeit sträubt Sonja sich solche Aufträge anzunehmen, doch irgendwann geschieht es und sie gerät in den Strudel der Illegalität, kassiert dafür aber auch beträchtliche Geldsummen, die ihr das abgeschiedene Leben im Wald ermöglichen. So arbeitet sie im Verborgenen, da niemand erfahren darf, was sie für eindrucksvolle „Geschöpfe“ kreiert.  
Sonja hat sich mit dem Außenseiter-Status und ihrem Leben im Wald arrangiert, doch dann begegnet sie einem Mann, der in ihr Gefühle weckt. Bald sehnt sie sich nach einem Leben in der Normalität, doch dazu muss sie ihre speziellen Auftragsarbeiten beenden. Ihre zahlungskräftigen Auftraggeber setzen sie stark unter Druck, denn sie wollen auf ihr spezielles Können nicht verzichten.
Als man sie zu einer allerletzten Auftragsarbeit zwingen will, widersetzt sie sich anfangs noch, doch ihr Kontrahent ist mächtig, skrupellos und unnachgiebig, weswegen nicht nur Sonja in höchste Lebensgefahr gerät….
Das Buch liest sich gut, die Thematik hat einen gewissen Gruselfaktor, der durch die anschaulich geschilderten Szenerien noch unterstrichen wird und die Kategorie Thriller gut bedient wird. Die Figur der Sonja Raich bekommt von mir allerdings keine Sympathiepunkte. Obwohl die Autorin hier viele positive Aspekte nach außen kehrt, darf man nicht vergessen, was hinter dieser „Fassade“ doch für kriminelle Energie vorhanden ist und lange Zeit im Verborgenen agiert.
Der Autorin ist es gelungen, einen nervenaufreibenden Thriller zu schreiben. Von Anfang an schwebt eine düstere, unheimliche Atmosphäre über dem Geschehen.
Allerdings war der Handlungsverlauf für mich doch recht vorhersehbar und hatte keine großen Überraschungen parat. Was aber auch vielleicht daran liegt, dass ich ja sehr viele Bücher lese und daher etwas „weitsichtiger“ aufgestellt bin.
Nichtsdestotrotz vergebe ich hier vier von fünf möglichen Punkten, denn der Erzählstil ist fesselnd, die Atmosphäre von Anfang an angespannt, unheimlich und düster und die Thematik gut gewählt und für nervenstarke Leser sicherlich geeignet.
Fazit: Nervenstarke Thriller-Fans kommen hier sicherlich auf ihre Kosten, da anschauliche Szenerien die Nackenhaare hochstehen lassen!
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Johanna Mo: Dunkelwald

Heyne

Nach „Nachttod“ und „Finsterhaus“ ermittelt die Polizistin Hanna Duncker nun im dritten Buch der Krimi-Reihe, die handlungsmäßig auf der schwedischen Insel Öland angesiedelt ist.
Immer noch beschäftigt Hanna der Mordfall Ester Jensen. Hannas verstorbener Vater hatte den Mord vor knapp 20 Jahren gestanden und dafür eine lange Gefängnisstrafe abgesessen. Doch immer schon hatte sie gewisse Zweifel daran, dass ihr Vater ein Mörder ist. Aber der wich von seinem Geständnis kein bisschen ab. Durch einen überraschenden Besuch von ihrem im Ausland lebenden Bruder Kristoffer wendet sich das Blatt, denn er macht ihr ein schreckliches Geständnis und Hannas Zweifel, dass ihr Vater einen Mord begangen hat, scheinen sich zu bestätigen!
Noch bevor sie den Behauptungen ihres Bruders richtig nachgehen kann, wird sie mitten in der Nacht durch einen Knall geweckt. Ihr Haus steht lichterloh in Flammen und nur durch einen beherzten Sprung aus dem Fenster, kann Hanna dem Feuer entkommen.
Ihre Recherchen im Mordfall Jensen bleiben offenbar nicht verborgen, denn jemand trachtet ihr nach dem Leben und der Hausbrand war nicht der letzte Anschlag auf sie….
Dies ist ein Teil der Handlung von „Dunkelwald
Des Weiteren geht es um einen Skelettfund im Mittlandwald. Es handelt sich dabei um die sterblichen Überreste von Mikael Fransson, der 1999 nach seiner Schulabschluss-Feier spurlos verschwand. Anhand der rechtsmedizinischen Untersuchung steht fest, dass Mikael ermordet wurde und nicht freiwillig verschwunden ist, wie anfangs noch von seiner Familie und seiner Clique angenommen wurde.
Die Ermittlungen in diesem weit zurückliegenden Mordfall gestalten sich schwierig und werden von den „Gedächtnislücken“ der früheren Mitschüler und Cliquenmitglieder verkompliziert. Letztendlich wird der Fall aber gelöst.
Im zweiten Buch der Reihe hatte ich eine Steigerung zum Debüt festgestellt und eine positive Entwicklung der Hauptfigur Hanna Duncker wahrgenommen und war gespannt wie es weitergeht.
Tatsächlich geht es aktuell in ihrem Privatleben turbulent und gefährlich zu, da ihr offenbar jemand nach dem Leben trachtet.
So ganz anfreunden kann ich mich mit der Figur Hanna Duncker aber immer noch nicht, denn ihre eigenwillige Art und ihre karge zwischenmenschliche Kommunikation erschließt sich mir nicht.
Ich hätte es spannender gefunden, den Fall Ester Jensen endlich zum Abschluss zu bringen, der wohl nun im nachfolgenden Buch erst aufgearbeitet wird.
Die Ermittlungen im Mordfall Mikael Fransson mit den vielen Mitwirkenden und Verdächtigen fand ich etwas anstrengend, denn offenbar hatte jeder so sein Geheimnis und spielte damals und heute nicht mit offenen Karten. Die anfängliche Spannung verliert sich im Verlauf, da die komplizierte Aufarbeitung, was 1999 geschehen ist, an ein großes Gefühls-Chaos zwischen Heranwachsenden erinnert, was dann letztendlich durch Fehleinschätzungen in einer großen Katastrophe endet.
Insgesamt vergebe ich drei von fünf möglichen Punkten, da ich das Hin- und Her-Switchen zwischen den beiden Mordfällen etwas anstrengend fand. Außerdem hatte die Gesamthandlung einfach zu viele Schauplätze und Mitwirkende, die das richtige Einordnen erschweren, worunter die Spannung leidet, was schade ist, hatte ich doch nach dem vielversprechenden zweiten Teil hier mehr erwartet.
Fazit: Nicht ganz so spannend wie Teil 2, weswegen es hier drei von fünf möglichen Punkten gibt!
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John Grisham: Feinde

Heyne

Den im Herbst letzten Jahres erschienen, spannenden Roman „Der Verdächtige“ hatte John Grisham in Florida angesiedelt.
In seinem neuen seitenstarken Werk geht es nach Biloxi, einer Stadt im Süden des US-Bundesstaat Mississippi. Die Handlung des Romans erstreckt sich über einen langen Zeitraum, wo einerseits der Wandel des an der Golfküste gelegenen Ortes aufgezeigt wird, zum anderen die Lebensgeschichte zweier kroatischer Einwandererfamilien genauer beleuchtet wird. Einen ganz besonderen Part übernehmen dabei die beiden 1948 geborenen und seit frühester Kindheit befreundeten Jungen Hugh Malco und Keith Rudy dar. Beide brillieren als Baseball-Talente und werden als solche gefeiert. Sie genießen das Leben und können sich im zarten Alter von zwölf Jahren nicht vorstellen, dass sich an ihrer engen Freundschaft je etwas ändern könnte…
Und genau das passiert, denn im Verlauf der Jahre driften ihre privaten und beruflichen Wege in eine total entgegengesetzte Richtung. Keith Rudy tritt in die Fußstapfen seines Vaters und studiert Jura und wird im Verlauf Staatsanwalt. Auch Hugh Malco eifert seinem Vater nach, der allerdings auf der anderen Seite des Gesetzes steht und kriminelle Machenschaften bis hin zu mafiösen Strukturen, Alkohol, Glücksspiel und Prostitution eng mit seinem Namen verbunden sind.
Der Kampf gegen „Gut und Böse“ erstreckt sie über eine lange Zeitspanne, d. h. anfänglich sind es noch die Väter der beiden Freunde Keith und Hugh, die sich im imaginären Ring gegenüberstehen. Doch das ändert sich durch ein dramatisches Ereignis und aus den einstigen engen Freunden werden – wer hätte das je von den beiden gedacht Feinde!
Wie es dazu kommt, kann man im neuen spannenden Roman von John Grisham anschaulich präsentiert, nachlesen. Auch wenn es anfänglich etwas beschaulich vorangeht und im Verlauf so einige düstere Gestalten auftauchen und es Mitwirkende zu Hauff gibt, findet man sich im Geschehen gut zurecht. Im Nachhinein kann ich nur sagen, die anfängliche „Ruhe vor dem Sturm“ bzw. das ausführliche Erzählen der Vorgeschichte ist wichtig für die Gesamthandlung.  So erkennt man erst die tiefgreifenden Zusammenhänge und die Tragik des Ganzen, mit welchen Emotionen hier der Schlussakkord verbunden ist.
Ich bin seit langem ein großer Fan dieses Autors, dessen Bücher ja auch schon sehenswert verfilmt ( z.B. Die Jury oder Die Akte) wurden!
Diesen Roman habe ich wieder gern gelesen. Durch den angenehmen Erzählstil findet man sich auch bei den vielen Mitwirkenden und zeitlichen Zusammenhängen gut im Geschehen zurecht und kann alles gut einordnen, sodass ich hier meine Leseempfehlung ausspreche. 
Fazit: Ein unbedingt lesenswerter spannender Roman aus der Feder von John Grisham, dem gern noch viele weitere folgen dürfen!
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In der Nacht des 12.

Ascot Elite VÖ 14.04.23

Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten:
In einem kleinen Ort am Rande der französischen Alpen unweit von Grenoble ist eine junge Frau mitten in der Nacht auf dem Heimweg von einer Party. Auf den menschenleeren Straßen schickt sie noch schnell eine Nachricht an ihre Freundin und dann wird sie unvermittelt von einer wie aus dem Nichts aufgetauchten Person mit einer brennbaren Flüssigkeit übergossen und angezündet. Jede Hilfe kommt für sie zu spät, sie verbrennt bei lebendigem Leib.
Auf die herbeigerufene und mit den Ermittlungen beauftragte Polizeieinheit unter der Leitung des jungen engagierten Capitain Yohan Vivés (Bastien Bouillon) kommt viel Arbeit zu. Um den bestialischen Mord an Clara Royer aufzuklären, bitten sie ihre beste Freundin Nanie um Hilfe. Sie beschreibt Clara als eine nette junge Frau, die gern lachte, das Leben liebte, feierte und sich gern amüsierte.
Akribisch sammeln die Ermittler Informationen, führen Gespräche mit unzähligen Personen aus Claras Freundes- und Bekanntenkreis, darunter auch eine Reihe von Männern, mit denen Clara flüchtige intime Kontakte hatte. Sympathisch kommt keiner, diese jungen Männer rüber. Sie wirken kalt, emotionslos und die Tatsache, dass Clara bestialisch ermordet wurde, scheint ihnen allen völlig gleichgültig zu sein. Jeder von ihnen könnte der Täter sein, doch den Ermittlern fehlen hieb- und stichfeste Beweise, um jemanden für den Mord zur Verantwortung zu ziehen.
Ein paar Jahre vergehen, aber der bestialische Mord an Clara ist zum Leidwesen von Capitain Yohan Vivés immer noch ungelöst, den dieses furchtbare Verbrechen nie losgelassen hat.
Durch eine wundersame Fügung kommt dann doch noch einmal Bewegung in den Fall. Es wird erneut ermittelt, es gibt neue Verdachtsmomente, die sich aber dann wieder verflüchtigen und so bleibt der Mord unaufgeklärt.
Zu Beginn des Films wird man darüber informiert, dass nicht alle Morde aufgeklärt werden und dieser, der sich „In der Nacht des 12.“ ereignete, leider dazu gehört.
Obwohl man von Anfang an weiß, dass hier ein ungelöstes Verbrechen aufgezeigt wird, ist es den Filmemachern gelungen, die akribischen Ermittlungen um diesen fürchterlichen Mord aufzuklären, fesselnd zu erzählen. Auch die Obsession, die Capitain Yohan Vivés hier für die Suche nach dem Mörder entwickelt hat, kann man gut nachvollziehen. Ich habe mich dabei ertappt, zu hoffen, dass der Fall doch noch gelöst wird, als sich nach einigen Jahren neue Ermittlungsansätze fanden, was ja letztendlich aber leider nicht gelungen ist.
Gelungen ist aber auf jeden Fall diese filmische Aufarbeitung des ungelösten Kriminalfalls, die fesselnd erzählt wird und darstellerisch toll besetzt ist. Hier geht es zum Trailer
Ich kann gut verstehen, dass dieser Film mittlerweile mehrere Preise bekommen hat, u.a. den César – den französischen Filmpreis – für den „Besten Film des Jahres“ und Bastien Bouillon für seine Rolle als Capitain Yohan Vivés  als bester männlichen Newcomer ausgezeichnet wurde.
Fazit: Gelungene, sehenswerte Aufarbeitung eines schrecklichen, bislang ungelösten realen Kriminalfalls
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Lisa Regan: Nur noch ein Atemzug

Bookuture                     NetGalley

Police Detective Josie Quinn, die in Pennsylvania, in der Kleinstadt Denton, lebt und arbeitet, suchte im 8. Band der Reihe nach ihrer spurlos verschwundenen Zwillingsschwester. Ein Kleidungsstück, das sich bei einer Leiche befand, katapultiert Josie im 9. Band gedanklich direkt zurück in ihre Jugendzeit und im aktuellen 10. Band, mit dem Titel „Nur noch ein Atemzugbekommt sie es mit rätselhaften Todesfällen zu tun:
Josie entdeckt in einem Schwimmbecken eine junge Frau leblos im Wasser treiben. Nachdem sie die mit Straßenkleidung und Sneakers bekleidete Frau aus dem Wasser gezogen hat, kommt jedoch jede Hilfe für sie zu spät. Josie erkennt in der Toten das hochtalentierte Schwimm-Ass Nysa Somers. Nach den ersten Befragungen wird deutlich, dass diese Musterschülerin, niemals ihr Stipendium riskiert, geschweige denn leichtsinnig ihr Leben auf Spiel gesetzt hätte. In Nysas Handy stoßen die Ermittler später dann auf die merkwürdige Notiz „Sei eine Meerjungfrau“.
Da Fremdverschulden auf den ersten Blick nicht nachweisbar ist, muss erst einmal von einem tragischen Unfall ausgegangen werden und auch die Obduktion bestätigt: Nysa ist ertrunken!
Kurze Zeit bricht im Haus eines hoch angesehenen, pensionierten Feuerwehrmanns ein verheerendes Feuer aus. Seine zwei kleinen Enkelinnen können nur knapp den Flammen entkommen und auch er selbst wird später mit schwersten Brandverletzungen hinter dem Haus gefunden. Die beiden kleinen Mädchen erzählen unter Tränen, dass ihr Opa das Feuer selbst gelegt habe und dabei gemurmelt habe: „Sei ein Funke“.
Josies Bauchgefühl sagt ihr mal wieder, die beiden Fälle hängen irgendwie zusammen. Doch ob sie da auf der richtigen Spur ist, verrate ich hier nicht.
Ich kann nur sagen, erneut ist es Lisa Regan gelungen einen unheimlich spannenden, nicht vorhersehbaren Thriller zu schreiben, der einen von der ersten Seite an fesselt und nervenaufreibende Szenerien bietet, die einem die Nackenhaare hochstehen lassen.
Im Privatleben von Josie Quinn tut sich etwas und das lässt sie ganz besonders im Showdown eine Achterbahn der Gefühle durchlaufen. Doch mehr wird nicht verraten, denn es lohnt sich mal wieder diesen Thriller zu genießen und er bekommt von mir die volle Punktzahl und meine unbedingte Leseempfehlung. So spannend darf es gern noch lange weitergehen!
Fazit: Volle Punktzahl für diesen kniffligen und nervenaufreibenden 10. Fall für Josie Quinn! So spannend darf es gern weitergehen!
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